"Dreistes Auftreten" Audis A6-Affäre verärgert die Bundesregierung

Der neue Audi-A6 sollte eigentlich das Diesel-Image verbessern, doch auch dessen Motoren wurden manipuliert. Berlin ist nach SPIEGEL-Informationen verärgert - weil Audi den Betrug offenbar erst einräumte, als die Kontrolleure anrückten.
Audi A6

Audi A6

Foto: Armin Weigel/ dpa

Es war ein Eingeständnis, das für die ganze Branche brisant war: Vergangene Woche musste die VW-Tochter Audi nach einem Bericht des SPIEGEL einräumen, dass auch an ihrem aktuellen Dieselmodell A6 das Abgassystem manipuliert ist. Ausgerechnet ein Wagen, der als sauber präsentiert wird, der mit einer Umweltprämie für den Umtausch eines Altfahrzeugs angepriesen wird - mithin ein Auto, das den Ruf des Diesel wieder in Ordnung bringen sollte. (Lesen Sie hier die ganze Geschichte im neuen SPIEGEL.)

Die Enthüllung sorgte für Entrüstung, nicht nur bei den Bossen der VW-Konkurrenz, sondern auch in der Bundesregierung. Denn die stellt sich gerade so entschlossen wie seit Langem hinter die Konzerne und steht jetzt mit ihrem Treueschwur für die Autowirtschaft und den deutschen Diesel selbst reichlich blamiert da.

Vor allem die Umstände, wie die Diesel-Betrügereien ans Licht kamen, verärgert die Regierung in Berlin. Denn Audi gab die sehr wahrscheinlich illegale Abschalteinrichtung in seinem Modell A6 erst zu, als der Betrug aufzufliegen drohte. Audi hatte nach einem Bericht des SPIEGEL über Manipulationen an Audi- A6-Modellen öffentlich erklärt, das Unternehmen habe dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) die "Auffälligkeiten" gemeldet.

Doch das entspricht nach SPIEGEL-Informationen nicht den wahren Abläufen. KBA-Beamte hatten am 24. April eine Sonderprüfung des A6 angemeldet. Drei Tage später soll das Management die Produktion des Modells gestoppt haben. Wieder drei Tage später schickte das KBA einen Fragebogen an Audi. Dann herrschte Stille, bis sich am 4. Mai in der Flensburger Behörde Audi meldete und erklärte, bei dem betreffenden Modell seien "Auffälligkeiten" entdeckt worden. In der Bundesregierung heißt es dazu, das Auftreten des Audi-Konzerns sei "dreist". Das Ingolstädter Unternehmen bleibt auf Anfrage des SPIEGEL bei seiner Darstellung.

Neuer Ärger droht Audi nach SPIEGEL-Informationen auch von Schadensersatzklägern. So bereitet die Kanzlei Hausfeld, die geschädigte Diesel-Käufer vertritt, eine Strafanzeige gegen Audi-Chef Rupert Stadler wegen mittelbarer Falschbeurkundung und Betrug vor. Stadler habe für rund 800.000 Dieselmodelle sogenannte Übereinstimmungsbescheinigungen unterzeichnet. Die Papiere dokumentieren, dass die Merkmale eines Fahrzeugs mit dem jeweils genehmigten Typ übereinstimmen, erklärt Hausfeld-Anwalt Christopher Rother. Da das Kraftfahrt-Bundesamt jedoch festgestellt habe, dass für die eingebaute Abschalteinrichtung keine behördliche Typgenehmigung vorliegt - was Stadler gewusst habe - habe er damit falsche Angaben gemacht.

Ein Audi-Sprecher erklärte, aufgrund der laufenden Ermittlungen könne das Unternehmen das Thema nicht kommentieren.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren