Italien ade Fiat verlegt Firmensitz in die Niederlande
Mehr als hundert Jahre residierte Fiat in Turin, jetzt verlässt der Autohersteller Italien: Unter neuem Namen wird der Konzern seinen Firmensitz künftig in den Niederlanden haben. Eine Niederlassung ist auch in Großbritannien geplant - aus Steuergründen.
Turin - Italiens traditionsreicher Autobauer Fiat kehrt seinem Heimatland den Rücken: Der Konzern wird unter dem neuen Namen Fiat Chrysler Automobiles (FCA) seinen rechtlichen Firmensitz in die Niederlande verlegen. Fiat-Aktien sollen in New York und Mailand gehandelt werden, entschied der Verwaltungsrat. Aus Steuergründen denkt man offensichtlich auch über einen Sitz in Großbritannien nach.
"Mit der Schaffung von Fiat Chrysler Automobiles beginnt ein neues Kapitel unserer Geschichte", sagte John Elkann, Präsident des Fiat-Verwaltungsrates. "Heute ist einer der wichtigsten Tage in meiner Karriere bei Fiat und Chrysler", fügte Vorstandschef Sergio Marchionne an.
Mit der Verlegung vollzieht Fiat einen ähnlichen Schritt wie der Schwesterkonzern CNH Industrial, der nach seiner Verschmelzung mit Iveco Ende 2012 ebenfalls ins Ausland umgesiedelt war.
Italienische Werke nur zu 41 Prozent ausgelastet
Die endgültige Fusion mit dem US-amerikanischen Autobauer Chrysler vergangene Woche hatte den Umbruch den Konzerns fortgesetzt. Der italienische Autobauer hatte der nordamerikanischen Autogewerkschaft UAW für 4,35 Milliarden Dollar den noch fehlenden Minderheitsanteil an Chrysler abgekauft.
Chrysler, drittgrößter Autohersteller in den USA, hatte schon vor der vollständigen Übernahme durch Fiat mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes erzielt und den Konzern in den schwarzen Zahlen gehalten. Fiat allein hätte im ersten Geschäftshalbjahr einen Verlust von rund einer halben Milliarde Euro erwirtschaftet, kam dank Chrysler aber auf einen Gewinn von 435 Millionen Euro. Die Werke in Italien sind laut Schätzungen von Marktforschern nur zu 41 Prozent ausgelastet, Tausende Arbeiter befinden sich dort in Kurzarbeit.
Der Automobilmarkt ist seit längerem im Umbruch. Einer jüngst veröffentlichten Studie zufolge könnten von weltweit etwa 30 Autoherstellern langfristig nur sechs übrig bleiben - Fiat wäre der Studie zufolge nicht darunter.
mxw/dpa