Umfrage Unternehmen bilden wegen Corona weniger aus

Vielen Betrieben geht es in der Coronakrise schlecht - und deshalb schrumpft laut einer Umfrage auch das Angebot an Ausbildungsplätzen. Besonders betroffen sind Hotellerie und Gastgewerbe.
Auszubildende in einer Sterneküche in Baden-Württemberg (Archiv): Angebot in Hotellerie und Gastgewerbe um ein Drittel geringer

Auszubildende in einer Sterneküche in Baden-Württemberg (Archiv): Angebot in Hotellerie und Gastgewerbe um ein Drittel geringer

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Sebastian Gollnow/ DPA

Viele Betriebe verzichten in der Coronakrise darauf, Auszubildende im gewohnten Umfang einzustellen. In einzelnen Branchen droht laut einer Umfrage  des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) unter rund 15.000 Unternehmen sogar ein kräftiger Einbruch des Angebots.

Insgesamt dürfte das betriebliche Ausbildungsplatzangebot demnach um gut sieben Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen. In manchen Wirtschaftszweigen sieht es aber deutlich schlechter aus. DIHK-Vizehauptgeschäftsführer Achim Dercks sagte: "Am unteren Ende der Skala mit einem Minus von fast 30 Prozent stehen Hotellerie und Gastgewerbe." Also jene Branche, die auch unter den Corona-Beschränkungen besonders zu leiden hat. Als einziger Wirtschaftszweig meldet laut DIHK die Bauindustrie einen Zuwachs - von zwei Prozent.

Die Zahl aller neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge liegt laut DIHK aktuell sogar um annähernd 20 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Dies liege auch daran, dass durch die Corona-Verbote Bewerber und Betriebe vielfach nicht hätten zusammenkommen können. Ausbildungsmessen und Bewerbungsgespräche etwa seien ausgefallen.

DIHK nennt finanzielle Unterstützung sinnvoll

Die Bundesregierung will mit Corona-Prämien die Betriebe belohnen, die trotz Krise weiter ausbilden. Kleine und mittelständische Firmen, die mit großen Umsatzeinbrüchen und Kurzarbeit zu kämpfen haben, aber ihre Ausbildungsplätze erhalten oder sogar ausbauen, sollen demnach staatliche Förderung von bis zu 3000 Euro pro Ausbildungsplatz bekommen. Die Gewerkschaft IG Metall hatte vor einem Corona-Jahrgang in der Ausbildung gewarnt - das Ausbildungsjahr startet klassischerweise am 1. September.

Durch verstärkte Anstrengungen in den kommenden Wochen werde sich die Zahl der neuen Ausbildungsverträge noch erhöhen, ist der DIHK trotz allem optimistisch. Und: Viele Unternehmen hätten noch nicht abschließend über die Zahl ihrer Ausbildungsplätze entschieden: "Das zeigt, dass aktuelle Anstrengungen zur Vermittlung, aber auch Anreize durch finanzielle Unterstützung Sinn machen", sagte Dercks. An potenzielle Lehrlinge gerichtet sagte er: "Bleibt nicht zu Hause sitzen, meldet euch bei den Betrieben."

Die Pandemie ist dem Verband zufolge der entscheidende, aber nicht alleinige Grund für den Rückgang beim Lehrstellenangebot. In Teilen der Industrie wie etwa der Auto- und Zulieferbranche habe sich die wirtschaftliche Situation schon im vorigen Herbst verschlechtert. Zudem habe das Ausbildungsangebot 2019 ein Rekordniveau erreicht, während gleichzeitig etwa 60.000 gemeldete Lehrstellen unbesetzt geblieben seien.

Derzeit sind laut Bundesarbeitsagentur ungefähr 450.000 Ausbildungsplätze gemeldet, dem stünden 400.000 Bewerber gegenüber. "Wir hinken in der Besetzung der Ausbildungsstellen um sechs bis acht Wochen den anderen Jahren hinterher", sagte der Vorstandschef der Bundesagentur, Detlef Scheele. Er sagte: "Wir sehen aber nicht eine massenhafte Abmeldung von Ausbildungsstellen, wir sehen eher ein verzögertes Verhalten von Arbeitgebern und auch Auszubildenden."

apr/Reuters/dpa
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