Anfang 2021 Finanzaufsicht erwartet erste Welle an Kreditausfällen

Symbolbild Insolvenz: Banken dürften als Gläubiger früher oder später Schaden nehmen
Foto: Jens Kalaene / dpaViele Unternehmen in wirtschaftlichen Schwierigkeiten konnten wegen der Coronakrise lange auf einen Insolvenzantrag verzichten. Doch nun befürchten Experten eine Pleitewelle, deren Folgen auch die deutschen Banken hart treffen könnten.
»Die Bankbilanzen werden durch erhöhte Kreditausfälle früher oder später Schaden nehmen«, sagte der Chef der Finanzaufsicht Bafin, Felix Hufeld, dem »Handelsblatt«. Er gehe dabei von mehreren Wellen aus. »Die erste könnte es Anfang 2021 geben, wenn die Insolvenzantragspflicht wieder voll greift.«
Überschuldete Unternehmen, die wegen der Coronakrise in Bedrängnis geraten, sind noch bis Jahresende nicht verpflichtet, einen Insolvenzantrag zu stellen. Die Bundesregierung hat beschlossen, diese zunächst bis Ende September geltende Sonderregelung bis Ende 2020 zu verlängern. Sie gilt fortan jedoch nur für Unternehmen, die nicht auch zahlungsunfähig sind.
Investmentbanker im Homeoffice sorgen die Bafin
In der Praxis gibt es allerdings wenige Insolvenzfälle, die nicht auf Zahlungsunfähigkeit, sondern ausschließlich auf Überschuldung zurückzuführen sind. De facto gilt deshalb seit dem 1. Oktober die Insolvenzantragspflicht wieder. Zahlen zur Entwicklung der Insolvenzen werden allerdings erst mit einigen Wochen Verspätung bekannt, nachdem diese von den Gerichten an das entsprechende Register gemeldet wurden. Die aktuell niedrige Zahl an gemeldeten Insolvenzen täuscht daher.
Besonders große Sorgen bereitet der Finanzaufsicht die Finanzierung von Flugzeugen, die wegen der Coronakrise oft nicht mehr gebraucht werden und deutlich an Wert verloren haben. »Zunächst haben wir hier mit übergreifenden Szenario-Betrachtungen gearbeitet, nun gehen wir verstärkt dazu über, auch besonders betroffene Teilsegmente der Kreditportfolien unter die Lupe zu nehmen – insbesondere bei den signifikanten Instituten«, sagte Hufeld.
Wegen der Pandemie arbeiten derzeit auch viele Investmentbanker im Homeoffice. Das ist mit Risiken verbunden, weil dort die IT-Systeme meist anfälliger für Hackerangriffe und Händler schwerer kontrollierbar sind. Ein akzeptabler Dauerzustand sei das Arbeiten von zu Hause für diese Berufsgruppe deshalb nicht, sagte der Bafin-Chef. »Dazu muss man einfach zu viele Kompromisse eingehen, etwa bei der IT-Sicherheit oder auch bei Compliance-Themen.« Wann die Händler in die Banken zurückkehren müssten, hänge vom Verlauf der Corona-Pandemie ab.