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Hamburger Bahnhof Altona: Wohin geht die Reise?

Foto: SPIEGEL ONLINE/ Matthias Friedel / luftbilder.de/FHH

Hamburger Großprojekt Was Sie über den Bahnhof Altona wissen müssen

Hamburg halst sich mit der Verlegung des Bahnhofs Altona das nächste Großprojekt auf. Wo liegen die Risiken für die Stadt? Die wichtigsten Punkte im Überblick.

Die Stadt Hamburg und die Deutsche Bahn haben nach jahrelangem Gezerre die Verlegung des Bahnhofs in Altona beschlossen. Das bisherige Bahnhofsgelände will die Stadt der Bahn abkaufen. Das Viertel ist bei Mietern hochbegehrt, auf dem Gelände sollen neue Wohnungen entstehen. Doch bis dahin wird noch viel Zeit vergehen.

Jetzt werden weitere Einzelheiten zu dem Großbauprojekt bekannt, insbesondere auch zum Grundstückskauf.

Hier finden Sie Antworten auf wichtige Fragen im Überblick:

Warum wird der Hamburger Fernbahnhof Altona verlegt?

Die Anlagen sind marode, besonders die Brücken und Gleise. Hintergrund für die Verlegung sind mehrere Einzelentscheidungen. Eine zentrale ist jene über die sogenannte Quietschkurve, ein altes Gleisviadukt. Als die Erneuerung anstand, war das für die Bahn ein Anlass, über eine Verlegung des Bahnhofs noch mal grundsätzlich neu nachzudenken. Die Deutsche Bahn hatte bereits 1997 und dann erneut 2004 die Stadt Hamburg über ihre Absicht einer möglichen Verlagerung des Fernbahnhofs informiert. Bis zur Entscheidung am Dienstag vergingen also 17 Jahre. Nun soll es schneller gehen. Schon im kommenden Jahr will die Deutsche Bahn AG das Planfeststellungsverfahren starten. Die Inbetriebnahme des neuen Bahnhofs am Standort Diebsteich soll 2023 erfolgen.

Wohin wird der Bahnhof verlegt?

Der Fernbahnhof Altona wird an die S-Bahnstation Diebsteich verlegt. Der heutige S-Bahnhof Hamburg-Altona bleibt an seinem jetzigen Standort erhalten. Anstelle des Kopfbahnhofs Altona entsteht in Diebsteich nun ein Durchgangsbahnhof. Er soll sechs Fernbahngleise und zwei S-Bahngleise an vier Bahnsteigen umfassen. Außerdem ist dort ein neues Empfangsgebäude geplant. Die gesamten Anlagen werden barrierefrei gebaut.

Was kostet die Verlegung des Bahnhofs?

"Einen spürbaren, dreistelligen Millionenbetrag" - so lautete jedenfalls eine Schätzung von Hamburgs Oberbaudirektor Jörn Walter im Vorfeld der Entscheidung. Überlegungen der Stadt, das Bahnhofsprojekt zu bezuschussen, gibt es laut Walter nicht: "Wir betrachten das als ein Bahn-Projekt", sagte Walter SPIEGEL ONLINE damals. Die Bahn schweigt sich bislang über die Kostenfrage aus. Ein Bahn-Sprecher wies auf Nachfrage lediglich darauf hin, dass die Kosten erst im Rahmen der Planungen ermittelt werden.

Was geschieht mit dem Grundstück des heutigen Bahnhofs?

Die Stadt Hamburg - genauer: der Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen - will das Grundstück eigenen Angaben zufolge zum 30. Juni 2015 für 38,8 Millionen Euro erwerben. Auf dem Gelände, dem sogenannten Entwicklungsabschnitt II des neuen Stadtteils Mitte Altona, sollen rund 1900 Wohnungen gebaut werden.

Wo liegen die Risiken für die Stadt?

  • In den Altlasten: Bevor mit der Bebauung des bisherigen Bahngeländes begonnen werden kann, müssen dort giftige Rückstände im Erdreich entsorgt werden. Bis in die Achtzigerjahre hantierte die Bahn auf ihren Werksgeländen recht sorglos mit Chemikalien. Die Bahn verpflichtet sich, die Kosten für die Sanierung schädlicher Bodenveränderungen und Altlasten zu übernehmen - allerdings nur gedeckelt bis zu einem Betrag von 7,1 Millionen Euro. Das geht aus einem internen Eckpunktepapier hervor, das SPIEGEL ONLINE vorliegt. Die veranschlagte Summe wurde in einem Gutachten ermittelt, doch ein Restrisiko bleibt: Ist die Altlasten-Beseitigung teurer als die veranschlagten sieben Millionen, könnte die Stadt und damit der Steuerzahler also doch noch draufzahlen müssen. In dem Papier heißt es zudem: "Das Grundstück wird verkauft, wie es steht und liegt mit weitgehendem Gewährleistungsausschluss."
  • Im Rückbau von Gleisen, Schotter und Hochbau: Dieser erfolgt laut Papier durch die Stadt - und wie teuer das wird, ist noch völlig unklar. Die Bahn muss den Angaben zufolge lediglich sicherstellen, dass sich die Anlagen ("insbesondere Trafoanlagen und Hochspannungs- bzw. Oberleitungen") in einem rückbaufähigen Zustand befinden.

Wie lange darf die Bahn das Grundstück kostenfrei nutzen?

Bis zur Verlagerung des Fernbahnhofs Hamburg Altona stellt die Stadt laut Pressemitteilung das Grundstück der Bahn auch nach dem Kauf weiter zur Verfügung. Laut dem internen Papier endet dieses "unentgeltliche Nutzungsrecht" mit "Freistellung von Bahnbetriebszwecken" allerdings spätestens am 31. Dezember 2025.

Was geschieht, wenn die Bahnhofsverlegung länger dauert?

Dann muss die Bahn an die Stadt zahlen. Ab 1. Januar 2026 kostet die Nutzung des Grundstücks laut Eckpunktepapier ein Entgelt von 50 Cent pro Quadratmeter monatlich für noch nicht übergebene Flächen. Im schlimmsten Fall - wenn die Bahn, aus welchen Gründen auch immer, das gesamte Gelände von 13,7 Hektar noch nicht übergeben haben sollte - betrüge das Nutzungsentgelt ab diesem Zeitpunkt rechnerisch also 68.500 Euro im Monat.

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