Hochverschuldeter Staatskonzern Bahnvorstand verzichtet auf Boni-Zahlungen

Bahn-Vorstände Berthold Huber (l.), Richard Lutz (M.) und Ronald Pofalla
Foto: Bernd von Jutrczenka / dpaEs nützt der Belegschaft zwar nicht direkt, aber in einem Punkt bietet die Deutsche Bahn GDL-Chef Claus Weselsky nun weniger Angriffsfläche: Richard Lutz und die übrigen Konzernvorstände verzichten auf Boni für das Jahr 2021. Das geht laut Nachrichtenagentur dpa aus einem Schreiben des Vorstands an Aufsichtsratschef Michael Odenwald hervor.
Die Topmanager kommen damit auch einer Forderung des Bundestagshaushaltsausschusses nach. Die Parlamentarier hatten den Verzicht im Gegenzug für geplante Milliardenhilfen für die Bahn verlangt. Auch für 2020 hatte es einen solchen Verzicht gegeben. Der aktuelle Schuldenstand der Bahn liegt bei mehr als 30 Milliarden Euro .
Die Führungskräfte leisteten »einen wesentlichen und deutlich überproportionalen Einsparungsbetrag innerhalb des Personalaufwands«, schrieben die Vorstandsmitglieder. Sie wollen sich demnach auch in den Vorständen mehrerer Bahn-Tochtergesellschaften für einen Boni-Verzicht einsetzen.
Zugleich bekräftigte der Vorstand, dass die variable Vergütungsmethodik überarbeitet werden müsse.
Auch im Tarifstreit bei der Deutschen Bahn halten Gewerkschafter dem Vorstand des Staatskonzerns immer wieder hohe Gehälter vor. So sagte der Vorsitzende des Beamtenbundes dbb, Ulrich Silberbach: »Die Leute regen sich darüber auf, dass die Führungskräfte bei der Bahn sich 220 Millionen Euro an Boni einstecken, während die Zugbegleiterin und der Lokführer mit einer Nullrunde das Unternehmen sanieren solle.«
Laut einem Bericht der »Süddeutschen Zeitung« beteiligten sich 6800 Bahn-Mitarbeiter an dem Streik. Bis Montagnachmittag seien im Personenverkehr mehr als 9250 Züge ausgefallen, schrieb die Zeitung unter Berufung auf einen internen Lagebericht der Bahn.
Der Streik der GDL hatte in der Nacht zu Montag im Personenverkehr begonnen, im Güterverkehr schon am Samstag.
Eine Lösung des Tarifkonflikts ist nicht in Sicht. Es gibt Uneinigkeit darüber, wann die Beschäftigten Einkommenserhöhungen bekommen sollen. Gerungen wird auch um eine mögliche Corona-Prämie sowie die Betriebsrenten.