EZB-Strafzins Deutsche Banken horten Milliarden in Tresoren

Finanzhäuser in Deutschland bunkern nach Angaben der Bundesbank wegen der Strafzinsen weiterhin Milliarden Euro in Tresoren. "Aktuell werden noch immer knapp über zehn Milliarden Euro von Kreditinstituten als Bargeld gehortet, um Negativzinsen zu entgehen", sagt Bundesbankvorstand Carl-Ludwig Thiele. In den vergangenen Monaten habe sich der Wert nur geringfügig erhöht. Eine weitere Zunahme sei jedoch nicht auszuschließen - allerdings beschränkt durch Tresorkapazitäten.
Thiele hatte im Sommer von zusätzlich zehn Milliarden Euro in den vergangenen zwei Jahren gesprochen. Der Kassenbestand der Geldhäuser war in diesem Zeitraum deutlich gestiegen. Einen Trend zur Aufbewahrung von Bargeld in großem Stil sieht die Branche bei den Instituten allerdings nicht.
Die Europäische Zentralbank (EZB) verlangt von Geschäftsbanken seit Sommer 2014 Strafzinsen, wenn diese Geld bei ihr parken. Seit Frühjahr 2016 liegt der Satz bei 0,4 Prozent.
Die Notenbank kämpft unter anderem damit gegen niedrige Inflation im gemeinsamen Währungsraum. Strafzinsen, so die Theorie, bringen Banken eher dazu, das Geld als Kredit an Verbraucher und Unternehmen weiterzureichen. Das kann die Konjunktur und die Inflation ankurbeln.
Kosten für Räume, Transport, Versicherungen
Bargeld in Tresoren zu lagern, verursacht jedoch auch Kosten. Eine Milliarde Euro in 200-Euro-Scheinen wiegt mehr als fünf Tonnen. Im Zweifelsfall müssen extra Räume gemietet werden. Hinzu kommen Kosten für den Transport des Geldes und für Versicherungsprämien. Die Belastungen variieren je nach Finanzhaus. Aber bei größeren Mengen an Bargeld seien die Kosten bei einigen Kreditinstituten bereits ab einem Strafzins von 0,25 Prozent niedriger als die anderenfalls entstehenden Zinsaufwendungen, so Thiele.
Einen generellen Trend erkennt der Sparkassenverband allerdings nicht. "Wir sehen im Moment keine große Diskussion und keine große Bewegung bei dem Thema", sagt ein Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV). Ähnlich äußert sich ein Sprecher des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR): "In der Praxis ist das nicht im großen Stil zu beobachten."