Bankenkrise Ackermann spricht über Verkauf von Firmenteilen

Lieber Firmenteile verkaufen als Steuergeld annehmen - diese Devise gibt Deutsche-Bank-Chef Ackermann aus und wettert gegen die von der EU geplanten Kapitalspritzen. Andere Banker nennen das Politiker-Vorhaben "Unsinn". Der Grund ist klar: Sie wollen sich vom Staat nicht reinreden lassen.
Deutsche-Bank-Chef Ackermann: Auf keinen Fall Hilfe vom Staat

Deutsche-Bank-Chef Ackermann: Auf keinen Fall Hilfe vom Staat

Foto: dapd

Berlin - Wenn es für die Bankenbranche ernst wird, scheut Josef Ackermann deutliche Worte nicht. Die von der EU geplanten Zwangskapitalspritzen für Geldhäuser sieht der Deutsche-Bank-Chef äußerst skeptisch. Darum hat er für sein Institut die Parole ausgegeben: "Die Deutsche Bank wird alles tun, dass wir auch dieses Mal kein Staatsgeld brauchen."

Dafür würde der Manager sogar zu drastischen Mitteln wie Verkäufen greifen. Dies könne unter Umständen heißen, "die Bilanzen massiv zu kürzen, vielleicht sogar, sich von Dingen zu trennen, die durchaus im strategischen Interesse der Bank liegen", sagte Ackermann bei einer Veranstaltung in Berlin. Mit anderen Worten: lieber Firmenteile verkaufen als Steuergeld annehmen.

Ackermanns größte Sorge ist offenbar, dass die Politik im Falle eines Steuergeldzuschusses bei der Deutschen Bank mitreden will. Eine "ideologische Debatte", die bei Staatshilfen etwa über Geschäftsmodelle oder Vergütungssysteme die Folge wäre, wolle er der Bank nicht zumuten, sagte Ackermann.

Er hatte schon während der Finanzkrise 2008/09 nach der Lehman-Pleite mit markigen Worten für Aufsehen gesorgt. Der Chef von Deutschlands größtem Geldhaus verkündete damals, er würde sich schämen, wenn er Staatshilfe für die Deutsche Bank in Anspruch nehmen müsste. Das Kreditinstitut musste damals tatsächlich keine Unterstützung in Anspruch nehmen.

"Man macht die Verschuldung immer größer"

Ackermann sagte, die Lösung der derzeitigen Krise liege darin, die Staatsfinanzen zu sanieren. Der europäische Bankensektor stehe im Vergleich zur Krise 2008 wesentlich besser da. Die Institute seien besser kapitalisiert, hätten weniger toxische Papiere und ein ausgefeilteres Risikomanagement.

Die EU hingegen sieht die Lage der Banken weniger optimistisch und will Geldhäuser deshalb zur Aufstockung ihrer Finanzpolster zwingen. So soll verhindert werden, dass die Institute im Falle einer Pleite Griechenlands zusammenbrechen. Falls sie sich nicht selbst helfen können, sollen sie notfalls mit staatlichen Mitteln abgesichert werden.

Die Bankenbranche wehrt sich vehement gegen solche Pläne. Sparkassen-Präsident Heinrich Haasis lehnte eine Rekapitalisierung von Banken mit Hilfe des Staats als "Unsinn" ab. "Es ist doch eigentlich Unsinn, wenn man nun sagt, die Staaten zahlen ihre Schulden nicht zurück und deshalb geben die Staaten den Banken Geld, damit sie das verkraften können", sagte Haasis im Deutschlandfunk.

"Was machen denn die Banken mit diesem Geld?" Sie seien dann gezwungen, es wieder lukrativ anzulegen, weil der Staat eine hohe Verzinsung verlange. "Man treibt das Rad immer weiter, man macht die Verschuldung immer größer", sagte Haasis. Besser sei es zu garantieren, dass die Staaten ihre Schulden zurückzahlten.

mmq/dpa/Reuters
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