Finanzbeben US-Finanzministerin Yellen stellt Bankern weitere Hilfen in Aussicht

Trotz der Krise verschiedener Banken haben sich die Aktienmärkte auf beiden Seiten des Atlantiks beruhigt. Das lag auch an US-Finanzministerin Yellen, die bei einem Auftritt vor Bankern für den Notfall weitere Hilfen versprach.
Janet Yellen bei ihrer Rede vor der American Bankers Association: »Unsere Interventionen waren nötig«

Janet Yellen bei ihrer Rede vor der American Bankers Association: »Unsere Interventionen waren nötig«

Foto: Will Oliver / epa

Wenn nötig, will die US-Regierung weitere Hilfen für angeschlagene Banken mobilisieren. Finanzministerin Janet Yellen verteidigte die bisherigen Stützungsmaßnahmen am Dienstag in einer Rede vor dem Branchenverband American Bankers Association in Washington. »Unsere Interventionen waren nötig, um das breite US-Bankensystem zu schützen«, so Yellen. Zugleich stellte sie weitere Unterstützung in Aussicht und betonte, dass die Regierung ähnliche Maßnahmen für angemessen halte, wenn es erneut zu Einlagenflucht und Ansteckungsgefahren für den restlichen Finanzsektor kommen sollte.

An der Börse sorgten Yellens Äußerungen für Erleichterung: Die Aktien der First Republic Bank, die derzeit als größter US-Krisenfall gilt, legten im frühen US-Handel zeitweise um fast 40 Prozent zu. Am Vortag waren sie um 47 Prozent gefallen und hatten ein Rekordtief erreicht. Bei den Zusammenbrüchen der Silicon Valley und der Signature Bank hatte die Regierung Einlagen über die gesetzliche Sicherungsgrenze von 250.000 Dollar hinaus garantiert. Nun signalisierte Yellen dies auch für den Fall, dass weitere Banken scheitern sollten.

JP Morgan und andere US-Großbanken sprechen einem Zeitungsbericht zufolge über Hilfen für First Republic. Die Rivalen PacWest und Western Alliance gewannen jeweils mehr als 16 Prozent. Die Papiere von JP Morgan, Citigroup und Bank of America rückten um bis zu 3,7 Prozent vor.

Auch an den europäischen Aktienmärkten beruhigte sich nach der Notübernahme der Schweizer Großbank Credit Suisse durch den Konkurrenten UBS die Lage. Der deutsche Leitindex Dax und sein europäisches Pendant EuroStoxx50 zogen bis Dienstagnachmittag um jeweils rund zwei Prozent auf bis zu 15.224 und 4197 Zähler an.

»Schnäppchenjäger auf der Pirsch«

Die Kombination aus der Rettung der Credit Suisse, Stützungsmaßnahmen der Notenbanken und die Aussicht auf ein geringeres Tempo bei den Zinserhöhungen der US-Notenbank lockten Anleger zurück an die Märkte, sagte Timo Emden vom Analysehaus Emden Research. »Angesichts der jüngsten Kursrückschläge könnten sich insbesondere Schnäppchenjäger verstärkt auf die Pirsch begeben.«

Die Investoren setzen darauf, dass die US-Notenbank Fed bei ihrem Zinsentscheid am Mittwoch das Tempo verlangsamt. Die meisten Marktteilnehmer gehen aktuell von einer Zinserhöhung um 25 Basispunkte aus, viele Analysten sprechen auch von einer möglichen Zinspause.

»Das Letzte, was die Fed tun will, ist, Chaos auf den Märkten zu verursachen«, sagte Peter Cardillo, Chefökonom beim Investitionsberater Spartan Capital Securities. »Und das Beste, was sie jetzt tun könnte, wäre eine Pause einzulegen und das Thema im Mai wieder aufzugreifen.« Die in den USA aufgetretenen Probleme von Regionalbanken wie der Silicon Valley Bank zeigten die Folgen der rasant angehobenen Zinsen zur Bekämpfung der Inflation.

Bankenaufseher warnt vor Konjunkturrisiken

EZB-Chefbankenaufseher Andrea Enria rief die Geldhäuser im Euroraum angesichts der unsicheren Konjunkturlage zur Wachsamkeit auf. »Die erste Gruppe von Herausforderungen ist konjunkturell«, so Enria im EZB-Jahresbericht. Wenn die Energiekrise nicht gelöst werde, könne das Kreditrisiko gegenüber besonders betroffenen Unternehmen steigen. Zudem sei die konjunkturelle Abschwächung Ende 2022 mit einer Zunahme der Firmeninsolvenzen einhergegangen. Die Aufseher mahnten daher zur erhöhten Wachsamkeit hinsichtlich einer Verschlechterung der Kreditqualität.

Die jüngsten Krisen um die Silicon Valley Bank und die Credit Suisse haben die Institute Enria zufolge gut überstanden. »Die Stärke der Bankbilanzen war ein entscheidender Faktor für die Bewältigung der Turbulenzen«, sagte er bei der Vorstellung des Jahresberichts im Wirtschafts- und Währungsausschuss des EU-Parlaments.

dab/dpa-AFX/Reuters
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