Verstoß gegen EU-Regel BaFin rügt deutsche Banken wegen zu hoher Boni

Seit kurzem gilt in der EU eine Obergrenze für Banker-Boni - doch deutsche Großbanken scheren sich kaum darum, kritisiert die Finanzaufsicht. Nur vier von 15 Instituten halten die Schranke demnach strikt ein, zudem mogelten sich viele Geldhäuser um die Vorschriften herum.
Banker in Frankfurt: "Keine Bank war gut, viele waren schlecht"

Banker in Frankfurt: "Keine Bank war gut, viele waren schlecht"

Foto: © Alex Domanski / Reuters/ REUTERS

Bonn - In der Geldbranche wird selbst harsche Kritik so weich verpackt, dass sie sich nur Kennern erschließt - doch diese Rüge der Finanzaufsicht BaFin lässt an Deutlichkeit kaum zu wünschen übrig: "Wir sind mit keiner Bank richtig zufrieden", sagte der oberste Bankenaufseher der BaFin, Raimund Röseler, über den Umgang deutscher Großbanken mit Bonuszahlungen. "Keine war gut, viele waren schlecht", ergänzte Röseler. Viele Institute nähmen die Beschränkungen für ihre Top-Mitarbeiter offenbar nicht richtig ernst.

Seit Anfang des Jahres gelten EU-weit Obergrenzen für Banker-Boni: Sie dürfen für sogenannte Risikoträger grundsätzlich maximal die Höhe des eigentlichen Grundgehalts erreichen. Wenn die Eigentümer der Bank explizit zustimmen, dürfen sie auch das Doppelte betragen.

Nur vier von 15 deutschen Großbanken, die die BaFin im vergangenen Jahr untersucht hat, hielten sich jedoch an den eigentlichen Bonusdeckel. Sieben weitere versprachen Boni bis zum Doppelten des Fixgehalts - und bräuchten daher die Zustimmung der Aktionäre. Die übrigen vier geben ihren Spitzenmitarbeitern sogar noch höhere Bonuszahlungen.

In Schulnoten ausgedrückt lägen die Bewertungen zwischen "Befriedigend" und "Ungenügend", konstatierte Bankenaufseher Röseler. Oft passten die Boni nicht zu den für die ganze Bank vorgegebenen Zielen. Zudem reagierten die Institute oft nur auf Druck der Aufseher. Allerdings übertrieben nicht nur Großbanken: "Wir haben besonders gravierende Mängel auch bei Banken gefunden, bei denen wir das nicht erwartet hätten", sagte Röseler.

BaFin fordert Boni-Deckel für alle Banker

Offenbar nicht Gegenstand der BaFin-Untersuchung war die Frage, ob Banken in Deutschland den Boni-Deckel durch höhere Fixgehälter aushebeln - wie es Umfragen etwa für Großbritannien nahelegen. Demnach haben Londoner Banken die Gehälter massiv erhöht.

Einen weiteren Kniff der Institute kritisierte der deutsche Bankenaufseher scharf: Viele mogelten sich um die Boni-Beschränkungen herum, indem sie selbst Manager an Schlüsselstellen nicht als Risikoträger definierten. Demnach erhielten 87 Bankmitarbeiter in Deutschland 2012 Millionengehälter, aber nur 40 davon wurden als Risikoträger gemeldet.

"Für mich ist schleierhaft, dass einer eine Million verdient und keinen wesentlichen Einfluss auf die Risikosituation der Bank hat", sagte Röseler. Angestellte deutscher Geldhäuser im Ausland, also etwa jene in London, sind in dieser Rechnung noch gar nicht berücksichtigt. Ausländische Banken eingeschlossen, hat die Europäische Bankenaufsicht in Deutschland 211 Einkommensmillionäre ausgemacht. In London sind es mehr als zehnmal so viele.

Röseler forderte daher, künftig sollen die Beschränkungen für alle Banker in Deutschland gelten - und nicht nur für sogenannte Risikoträger. Damit wollen die Aufseher verhindern, dass die Banker weiterhin zu hohe Risiken eingehen, ohne sich über deren langfristige Folgen Gedanken zu machen. "Falsche Anreize durch falsche Vergütungsstrukturen waren einer der wesentlichen Auslöser der Finanzkrise", sagte Röseler.

fdi/Reuters
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