Baumarktkette in der Krise Praktiker steht vor der Pleite

Eine der größten Baumarktketten Deutschlands ist überschuldet und zahlungsunfähig. Für die Praktiker AG mit rund 18.000 Mitarbeitern führt an der Insolvenz kein Weg mehr vorbei. Das Sanierungskonzept für die fast 430 Baumärkte kann nicht mehr umgesetzt werden.
Praktiker-Markt bei Rostock: "Keinen Sinn, weitere Löcher zu stopfen"

Praktiker-Markt bei Rostock: "Keinen Sinn, weitere Löcher zu stopfen"

Foto: Bernd Wüstneck/ dpa

Hamburg - Die Baumarktkette Praktiker steht vor der Insolvenz. Das Hamburger Unternehmen mit rund 18.000 Mitarbeitern erklärte am Mittwochabend, Gespräche über die weitere Finanzierung der Sanierung seien gescheitert. Damit sei Praktiker nicht nur überschuldet, sondern auch zahlungsunfähig.

Der Konzern hätte nach eigenen Angaben frisches Geld gebraucht, nachdem der fest eingeplante Verkauf der drei luxemburgischen Batiself-Baumärkte nach einem Rückzieher des Käufers gescheitert war. Damit führt an der Insolvenz kein Weg mehr vorbei. "Der Vorstand wird für die Unternehmensgruppe prüfen, für welche Gesellschaften der Unternehmensgruppe Insolvenzanträge zu stellen sind, und wird so bald wie möglich die Ergebnisse dieser Prüfung veröffentlichen", hieß es in der Mitteilung. Der Konzern setzte 2012 rund drei Milliarden Euro um.

Die Banken hatten Finanzkreisen zufolge schon am Dienstag signalisiert, dass sie zu weiteren Finanzspritzen für Praktiker nicht mehr bereit seien. "Es hat keinen Sinn mehr, weitere Löcher zu stopfen", hatte ein involvierter Banker gesagt.

Rabattaktionen schaden der Sanierung

Der lange Winter und das verregnete Frühjahr hatten Praktiker unter anderem im wichtigen Gartengeschäft zugesetzt und die Finanzreserven stärker als zu dieser Jahreszeit gewöhnlich aufgezehrt. Das durchkreuzte das Sanierungskonzept für die fast 430 Baumärkte. Deshalb kehrte Praktiker anders als geplant zu Rabattaktionen ("20 Prozent auf alles") zurück, die den Konzern schon vorher in Schieflage gebracht hatten. Der Konzernumsatz ging in den ersten drei Monaten gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres um mehr als zehn Prozent auf 570 Millionen Euro zurück. Der Verlust lag mit 118 Millionen Euro deutlich über dem Vergleichswert von 72 Millionen Euro.

Einer der Warenkreditversicherer hatte die Lage noch verschärft, als er Anfang der Woche seine Deckung zurückgezogen hatte, wie zwei Branchen-Insider sagten. Über Kreditversicherer finanzieren Handelsunternehmen den Warenbestand vor, bis Geld in die Kasse kommt. Ohne diese Garantien droht der Warenstrom von den Lieferanten schnell zu versiegen.

Praktiker hatte erst im Herbst nach monatelangem Ringen frisches Eigenkapital und neue Kredite bekommen. Letztere sind mit Vermögenswerten der Tochtergesellschaft Max Bahr besichert, die anders als Praktiker keine Billigstrategie fährt. Daher hoffen die Kreditgeber, bei einer Pleite des Konzerns relativ glimpflich davonzukommen. Einer der größten Praktiker-Gläubiger ist die Commerzbank, die sich nicht äußern wollte.

sun/Reuters/dpa
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