US-Hedgefonds von Paul Singer "Elliott" legt Milliardenbeteiligung an Bayer offen

Der amerikanische Hedgefonds-Investor "Elliott" ist für seine aggressive Einmischung bekannt. Nun erklärt er, mit 1,1 Milliarden Euro an Bayer beteiligt zu sein - und kritisiert den niedrigen Börsenwert des Konzerns.
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Foto: Oliver Berg/ DPA

Der Hedgefonds-Investor "Elliott" hat seinen Einstieg beim Dax-Unternehmen Bayer öffentlich gemacht. "Elliott" sei mit insgesamt 1,1 Milliarden Euro am Leverkusener Agrar- und Chemiekonzern beteiligt, erklärte ein Hedgefonds-Sprecher . Das entspricht etwa zwei Prozent des gegenwärtigen Börsenwertes von Bayer.

Hinter "Elliott" steht der Investor und US-Milliardär Paul Singer. Der Hedgefonds ist für seinen oftmals harschen Umgang mit dem Topmanagement von Unternehmen bekannt. Der Investor hatte zuletzt unter anderem beim Industriekonzern Thyssenkrupp, beim Energiekonzern Uniper und beim Anlagenbauer Gea Veränderungen durchgesetzt.

In der "Elliott"-Mitteilung heißt es nun unter anderem, man begrüßte die jüngsten Schritte zur Bewältigung der US-Klagewelle gegen Unkrautvernichter mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat. "Elliott" sei zuversichtlich, dass die Bildung eines Sonderausschusses der richtige Weg sei, die Probleme zu lösen.

Bayer hat schon drei Gerichtsprozesse verloren, in denen es um angebliche Krebsgefahr von Glyphosat-Produkten der US-Tochter Monsanto geht. Der Konzern ist mit rund 13.400 weiteren Klägern konfrontiert.

Im letzten Teil von "Elliotts" Statement verbirgt sich allerdings auch eine Formulierung, die durchaus Brisanz enthalten könnte. Dort fordert der Investor langfristig mehr Rendite und deutet auch an, wie diese zu bekommen sein könnte. "Elliott ist der Ansicht, dass der aktuell niedrige Aktienkurs von Bayer   den signifikanten Wert der einzelnen Geschäftseinheiten beziehungsweise die bestehende Wertschaffungsmöglichkeit von mehr als 30 Milliarden Euro nicht widerspiegelt". Was verklausuliert klingt, ließe sich durchaus als Forderung nach einer Aufspaltung des Unternehmens interpretieren.

Das käme wenig überraschend, auf eine Zerlegung des Konzerns in seine Einzelteile drängen einige Investoren hinter den Kulissen offenbar schon länger. Bereits Ende 2018 hatte es Spekulationen gegeben, dass Singers Hedgefonds die treibende Kraft hinter der Initiative sein könnten. Bayer-Chef Werner Baumann hatte eine Aufspaltung im Dezember entschieden abgelehnt. "An diesen Einwürfen beteiligen wir uns nicht", sagte er damals der "Börsen-Zeitung". Doch seitdem ist der Druck auf den Vorstand weiter gestiegen - die Glyphosat-Urteile in den USA haben den Börsenwert stark gedrückt.

Am Mittwoch beschloss der Aufsichtsrat des Dax-Konzerns ein Maßnahmenpaket, "mit denen die aktuellen Herausforderungen des Unternehmens angegangen werden sollen", wie die Bayer AG nach einer Aufsichtsratssitzung mitteilte. Ein neu gegründeter Aufsichtsratsausschuss, der sich aus acht Mitgliedern des Kontrollgremiums zusammensetzen soll, soll den Vorstand beraten und Vorschläge zur Prozessstrategie machen.

Bayer stehen künftig auch zwei renommierte US-Anwälte als Berater und Mediator zur Bewältigung der juristischen Streitigkeiten zur Verfügung. Der US-Anwalt John H. Beisner sei beauftragt worden, den Aufsichtsrat zum Rechtskomplex Glyphosat zu beraten. Beisner sei ausgewiesener Experte für Produkthaftungsklagen. Bereits im Mai hatte ein US-Gericht zudem den amerikanischen Staranwalt Ken Feinberg zum Mediator ernannt.

"Wir sind überzeugt, dass diese Maßnahmen und die heutigen Entscheidungen dazu beitragen werden, das Vertrauen unserer Aktionäre und Stakeholder in die wichtigen Beiträge von Bayer zur Bewältigung einiger der größten Herausforderungen der Gesellschaft zu stärken", sagte Aufsichtsratschef Werner Wenning.

Nach der Offenlegung der Milliardenbeteiligung des Investors "Elliott" stiegen die Aktien von Bayer am Mittwochabend deutlich: Zum Schluss des außerbörslichen Handels bei Lang & Schwarz lag der Kurs mit 58,80 Euro um mehr als drei Prozent über dem Schlusskurs im Xetra-Hauptgeschäft.


Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes hieß es, der US-Staranwalt Ken Feinberg sei zum Mediator ernannt worden. Wir haben die Stelle präzisiert und klargestellt, dass Feinberg nicht vom Unternehmen selbst ernannt, sondern von einem US-Gericht zugeteilt wurde.

aar/dpa
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