Bayerns Verkehrsminister gegen Verbrenner-Aus »Autos werden nach und nach aussehen wie auf Kuba«

Die Deutschen lassen sich laut bayerischem Verkehrsminister Bernreiter »nicht alle in Elektroautos zwingen«. Der CSU-Politiker des Autolands warnt angesichts des Verbrenner-Aus vor kubanischen Verhältnissen.
Straßenszene in Havanna: Was hat Bernreiter gegen kubanische Oldtimer?

Straßenszene in Havanna: Was hat Bernreiter gegen kubanische Oldtimer?

Foto: Yamil Lage / AFP

Ab 2035 sollen in der Europäischen Union nur noch Neuwagen verkauft werden, die im Betrieb keine Treibhausgase ausstoßen. Diese jüngste Entscheidung des EU-Parlaments treibt die Staatsregierung des Autolands Bayern sichtlich um.

Der für Verkehr zuständige Ressortchef Christian Bernreiter kritisiert jedenfalls in drastischen Worten dieses Votum zum Verbrenner-Aus. »Die Autofahrer werden sich nicht alle in Elektroautos zwingen lassen«, sagte der CSU-Politiker in München.

»Man wird erleben, dass die meisten von ihnen so lange wie möglich an gebrauchten Autos mit Verbrennungsmotoren festhalten«, sagte Bernreiter. »Ab 2035 werden die Autos auf unseren Straßen nach und nach aussehen wie auf Kuba

Was genau Bernreiter gegen das Aussehen kubanischer Oldtimer hat, führte er nicht näher aus. Er kritisierte jedoch , das Verbrenner-Aus treffe Flächenländer wie Bayern besonders hart: »Gerade im ländlichen Raum sind viele Menschen auf dem Weg zur Arbeit aufs Auto angewiesen. Das wird sich bis 2035 nicht ändern. Nicht jeder kann sich ein teures Elektroauto leisten, hat daheim eine Lademöglichkeit oder kommt mit einer Akkuladung über den Tag.« Alle diese Probleme seien bei der Entscheidung des Europäischen Parlaments aus ideologischen Gründen ausgeblendet worden.

Söder setzt auf E-Fuels

Staatstragender, aber nicht weniger drastisch äußerte sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. »Das generelle Verbrennerverbot der EU ab 2035 schadet dem Industriestandort Bayern und den Beschäftigten der Autobranche«, schrieb der CSU-Politiker. »Fossile Kraftstoffe zu reduzieren, ist richtig, aber neben Elektromobilität bieten auch E-Fuels und Wasserstoff große Potenziale für klimaneutrale Mobilität.«

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) sagte am Mittwoch: »Das Verbrennerverbot ab 2035 hat in Wahrheit nicht das Ziel, den Verkehr zu dekarbonisieren. Es geht den Ideologen darum, das Auto abzuschaffen und individuelle Mobilität zu verhindern.« Aiwanger kritisierte: »Anders ist es nicht zu erklären, dass sauberen Verbrennungsmotoren der Zukunft, die mit Biosprit oder Synfuels angetrieben werden, der Garaus gemacht werden soll und Wasserstoff in der Mobilität von den Grünen in der Bundesregierung blockiert wird.« Das reine Elektroauto werde aber nicht ausreichen, um die über 40 Millionen Autos in Deutschland in Gang zu halten, warnte er.

Auf Betreiben der FDP hatte sich die Bundesregierung auf EU-Ebene dafür eingesetzt, dass E-Fuels nicht von vornherein ausgeschlossen werden. Die EU-Kommission hatte angekündigt zu prüfen, ob Fahrzeuge mit einem solchen Verbrennungsmotor zukünftig doch noch zugelassen werden können.

Die Mitgliedstaaten müssen den Beschlüssen der EU noch zustimmen, wenngleich das so wie die Billigung des Parlaments nur noch als Formsache gilt.

apr/dpa
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