BDI-Studie Mittelstand fürchtet Folgen der Schuldenkrise
Berlin - Die mittelständischen Industriefirmen blicken angesichts der Schuldenkrise skeptisch ins kommende Jahr. Nur 27 Prozent der Betriebe gehen von einer positiven Wirtschaftsentwicklung im kommenden Jahr aus, wie aus einer BDI-Studie hervorgeht. "Die Sorgen gehen dahin, dass die Lösung der Staatsschuldenkrise im Euro-Raum nicht zu lange dauern darf, denn dann befürchten wir, dass die Konjunktur zusammenklappt", sagte der Chef des BDI/BDA-Mittelstandsausschusses, Arndt Kirchhoff.
Als industrieller Mittelstand gelten in der Umfrage Firmen mit einem Umsatz bis zu 50 Millionen Euro und einer Beschäftigtenzahl von maximal 500 Menschen. Ihre aktuelle Lage schätzten 64 Prozent der befragten Betriebe als "sehr gut" ein. Doch bei den Aussichten fielen die Einschätzungen düsterer aus. Für das kommende Jahr haben nur noch 27 Prozent der Firmen positive Erwartungen. Die Umfrage brachte eine deutliche Verunsicherung der Unternehmen zutage. Jede siebte Firma machte zu ihren Erwartungen für die kommenden zwölf Monate gar keine Angaben.
"Aus realwirtschaftlicher Perspektive gibt es keinen Anlass, mit einer Rezession zu rechnen", sagte Kirchhoff. Die deutsche Industrie sei gut aufgestellt. Nicht kalkulierbare Risiken drohten allerdings an den Finanzmärkten. "Es mangelt vor allem an Vertrauen in die Politik, dass sie zur Bewältigung der Staatsschuldenkrise wirklich nachhaltige Lösungen findet und auch umsetzt", sagte Kirchhoff.
Zwei Drittel der Firmen sehen die Rettung der Euro-Zone als wichtige Aufgabe der Regierungen. Für den Fall eines Auseinanderbrechens des Währungsraums erwarten mehr als sieben von zehn Firmen Rückschläge in ihrer Entwicklung. Bei export-orientierten Unternehmen liegt dieser Anteil sogar noch etwas höher. Haushaltskonsolidierung wurde erstmals als bedeutendste Maßnahme genannt. Demnach sehen 86 Prozent der Firmen den Abbau der Staatsschulden als wichtigstes Ziel. Sorgen macht den Firmen aber auch die Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise sowie Inflationsrisiken.
Besonders Mittelständer aus der Metall- und Chemiebranche sehen sich vom Anstieg der Energiepreise betroffen. 73 Prozent der befragten Firmen aus dieser Branche sehen den befürchteten Anstieg als stärksten Risikofaktor für ihr Unternehmen.
Gleichzeitig reagieren viele Mittelständler aber offenbar nur schleppend auf diese Herausforderung: Nur jedes zweite Unternehmen gab an, umwelt- und ressourcenschonend zu produzieren. Vor fünf Jahren waren es noch 60 Prozent. Die Befragung zeigt, dass Firmen ökologisches Engagement derzeit vor allem als Möglichkeit sehen, um ihr Image in der Öffentlichkeit aufzupolieren.