Nachfolgerin von Berthold Beitz Rektorin Ursula Gather wird Chefin der Krupp-Stiftung

Eine Professorin soll die mächtige Krupp-Stiftung führen. Ursula Gather, Rektorin der Technischen Universität Dortmund, tritt das Erbe des verstorbenen ThyssenKrupp-Patriarchen und ihres Mentors Berthold Beitz an. Sie wird um den Bestand des Stahlkonzerns kämpfen müssen.
Neue Chefin der Krupp-Stiftung, Ursula Gather: "Große Aufgabe"

Neue Chefin der Krupp-Stiftung, Ursula Gather: "Große Aufgabe"

Foto: DPA / Lutz Kampert

Essen - Knapp einen Monat nach dem Tod des Krupp-Patriarchen Berthold Beitz hat die mächtige Krupp-Stiftung eine neue Chefin. Die Rektorin der Technischen Universität Dortmund, Ursula Gather, werde neue Vorsitzende des Kuratoriums der Krupp-Stiftung, teilte die Stiftung mit.

Beitz war lange Jahre Vorsitzender des Kuratoriums der Krupp-Stiftung. Er war Ende Juli kurz vor seinem 100. Geburtstag gestorben und galt als einer der bedeutendsten deutschen Industriellen der Nachkriegszeit. Beitz hatte sowohl das Kuratorium als auch den Vorstand der Stiftung geführt. Die Nachfolge an der Spitze des Vorstands ist noch nicht geklärt. Das Kuratorium gilt aber als das einflussreichere Gremium, das quasi wie ein Aufsichtsrat in einem Unternehmen die Arbeit des Vorstands kontrolliert.

Dieses wird nun von Ursula Gather geführt. Die Statistik-Professorin sprach von einer "großen Aufgabe". Sie tritt das Amt zum 1. Oktober an. "Mit Frau Professor Gather hat das Kuratorium der Stiftung eine kluge, erfahrene und streitbare Wissenschaftlerin und Wissenschaftsmanagerin zur Vorsitzenden gewählt", teilte ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger mit. Gather wurde im Dezember 2011 in das Kuratorium der Stiftung berufen.

Stiftung droht Machtverlust bei ThyssenKrupp

Mit ihrem Vorgänger verbindet Gather eine lange Geschichte: Bereits 1987 überreichte Beitz ihr den hoch dotierten Förderpreis für Nachwuchswissenschaftler der Krupp-Stiftung. Damals war Gather gerade von einer Professur in den USA an die Universität Dortmund gerufen worden.

Seitdem sei sie Beitz bei vielen Anlässen begegnet. "Berthold Beitz war ein weiser Mentor", bei dem sie Rat gesucht habe, schrieb Gather nach dem Tod des Industriellen in einem Beitrag für die Wochenzeitung "Die Zeit". Seine Botschaften seien gewesen: "Bleiben Sie immer unabhängig. Seien sie nur sich selbst verpflichtet. Lassen Sie sich nie unter Druck setzen."

An diese Worte dürfte sich Gather in ihrem neuen Amt noch oft erinnern: Die Stiftung ist mit 25,3 Prozent an ThyssenKrupp beteiligt und gilt als Bollwerk gegen mögliche Übernahmeversuche. Wegen Milliardenverlusten mit seinen Stahlwerken in den USA und Brasilien ist der Bestand des Konzerns in seiner jetzigen Form akut gefährdet. Konzernchef Hiesinger will die Finanzreserven des Unternehmens durch eine Kapitalerhöhung aufpolstern. Zuletzt hat Hiesinger mit amerikanischen Hedgefonds über einen Einstieg bei dem Stahlriesen verhandelt.

Die Krupp-Stiftung ist derzeit noch größter Einzelaktionär des Dax-Konzerns. Doch um im Fall einer Kapitalerhöhung ihre Sperrminorität gegen Übernahmen nicht zu verlieren, müsste die Stiftung Geld nachschießen. Geld, das sie derzeit nicht hat. Ursula Gather tritt ein schweres Erbe an.

ade/dpa/Reuters
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren