Verkauf von Unilever-Aktien Illinois droht wegen Siedlungsboykott von Ben & Jerry's mit Konsequenzen

Der Eishersteller Ben & Jerry's will seine Produkte nicht mehr in israelischen Siedlungsgebieten verkaufen. Deshalb droht ein Komitee im US-Bundesstaat Illinois nun damit, Aktien des Mutterkonzerns Unilever abzustoßen.
Produktion von Ben & Jerry's im südisraelischen Be'er Tuvia

Produktion von Ben & Jerry's im südisraelischen Be'er Tuvia

Foto: EMMANUEL DUNAND / AFP

Aufseher im US-Bundesstaat Illinois fordern den Konsumgüterkonzern Unilever auf, einen Boykott der Unternehmenstochter Ben & Jerry's gegen Siedlungsgebiete in Israel rückgängig zu machen. Man wolle Unilever eine 90-tägige Frist setzen, sagte Andy Lappin, Vorsitzender des Israeli Boycott Restrictions Committee. Sollte Unilever der Forderung nicht nachkommen, müsse Illinois laut Gesetz sämtliche Investitionen in den Konzern und seine Töchter abstoßen.

In der vergangenen Woche hatte die US-Eismarke Ben & Jerry's angekündigt, den Vertrieb ihrer Produkte im Westjordanland und in Ostjerusalem ab Ende 2022 einzustellen. Die dortige Siedlungspolitik sei mit den Unternehmenswerten »unvereinbar«, hieß es zur Begründung.

Ben & Jerry's hat immer wieder mit politischen Stellungnahmen für Aufsehen gesorgt. Die Gründer Bennett Cohen und Jerry Greenfield schrieben in der »New York Times«, sie kontrollierten das Unternehmen zwar nicht mehr, unterstützten aber die Entscheidung. »Auch wir sind stolze Juden«, so Cohen und Greenfield in dem Meinungsbeitrag. Es sei aber »möglich, Israel zu unterstützen und Teile seiner Politik abzulehnen, genauso wie wir es gegenüber der US-Regierung getan haben«.

Die Mehrheit der US-Bundesstaaten hat Gesetze verabschiedet, die den Boykott von Israel durch die sogenannte BDS-Bewegung (Boycott, Divestment and Sanctions) erschweren oder verhindern sollen. Illinois hatte sein Gesetz zuletzt im Jahr 2018 angewandt. Damals drohten die zuständigen Aufseher dem Ferienwohnungsvermittler Airbnb, nachdem dieser angekündigt hatte, keine Unterkünfte in der West Bank mehr anbieten zu wollen.

Airbnb vermied Konsequenzen, indem es seine Ankündigung widerrief und gegenüber Vertretern des Bundesstaats beteuerte, nicht gegen die Auflagen zu verstoßen. Auch Unilever-Chef Alan Jope versicherte bereits, man stehe voll und ganz zu Geschäften mit Israel. Er ließ aber offen, ob die Tochterfirma Ben & Jerry's deshalb ihre Entscheidung rückgängig machen muss.

dab/AP
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