Hauptstadtflughafen Geschasster Planer war nur technischer Zeichner

Neues BER-Terminal: Zweifelhafte Sorgfalt bei der Auswahl der Geschäftspartner
Foto: Patrick Pleul/ dpaBerlin - Die Berliner Flughafengesellschaft ist bei der Planung ihrer funktionsuntüchtigen Entrauchungsanlage offenbar einem möglichen Hochstapler aufgesessen. Der im Frühjahr von Flughafenchef Hartmut Mehdorn geschasste Planer der sogenannten Anlage 14, Alfredo Di Mauro, soll gar kein Ingenieur sein. Das berichtet der "Stern" in seiner am Donnerstag erscheinenden Ausgabe. Di Mauros Anwalt bestätigte dem Magazin nach mehrmaligen Nachfragen, dass sein Mandant lediglich über einen Gesellenbrief als technischer Zeichner verfüge.
Die Enthüllungen bestätigen indirekt Mehdorn, der die Zusammenarbeit mit Di Mauro Anfang Mai beendet hatte. "Er hat die Anlage 14 in ihrer vorliegenden, nicht funktionsfähigen Form geplant", ließ Mehdorn damals erklären. Bereits im Frühjahr 2012 galt die Entrauchungsanlage als Hauptursache für den damals geplatzten Eröffnungstermin des Flughafens. Nachfragen des "Stern", ob sich Di Mauro als Ingenieur vorgestellt und wie er dies gegebenenfalls belegt habe, ließ die Flughafengesellschaft unbeantwortet.
Nach eigenen Angaben arbeitete Di Mauro seit 2006 für das Flughafenprojekt, dies zunächst als freier Mitarbeiter für eine Ingenieursfirma, die dann 2010 in die Insolvenz ging. Für sie habe er die Entrauchungsanlage für den sogenannten Main Pier des Airports geplant. Dieser 715 Meter lange Komplex ist zugleich das Hauptgebäude des Flughafens. Anschließend seien zwei von ihm selbst geführte Firmen, die als "Ingenieursbüros" firmierten, für das Airport-Projekt tätig gewesen. Zuletzt habe er 2012 und 2013 Aufträge des Flughafens erhalten.
Grundrisse im Altpapier
Im zweiten Fall, der jetzt bekannt wurde, geht es um die Planungsgesellschaft BBI, die bis Mai 2012 als Generalplaner für den Flughafen gearbeitet hat. Die Polizei in Berlin stellte zwei Container mit Geschäftsakten zum BER sicher und ermittelt jetzt wegen eines möglichen Verstoßes gegen den Datenschutz. Wie ein Sprecher bestätigte, entdeckte eine Passantin die Unterlagen im Stadtteil Lichtenberg in einer Straße, in der ein zur PG BBI gehörendes Architekturbüro seinen Sitz hatte, das im vergangenen Jahr Insolvenz anmelden musste. "Wir prüfen jetzt, ob etwas Strafbares vorliegt", sagte der Sprecher.
Die Akten enthalten offenbar vertrauliche Informationen, zum Beispiel zu Fahrstühlen und Starkstromanlagen sowie Grundrisse. Nach Zeitungsberichten sollen darin auch Warnungen wegen baulicher Verzögerungen zu finden sein.
Die Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg (FBB) teilte mit, dass sie im Zusammenhang mit dem Aktenfund Anzeige gegen Unbekannt erstattet habe. "Nach erster Einschätzung der Flughafengesellschaft liegt in diesem Fall ein eklatanter Verstoß gegen vertragliche Pflichten und ein Bruch der Vertraulichkeit eines Vertragspartners der FBB vor", erklärte die Flughafengesellschaft. Auftragnehmer seien "grundsätzlich" zu "sorgfältigem und vertrauensvollem Umgang mit Daten und Informationen verpflichtet".
Der neue Flughafen BER sollte ursprünglich im Juni 2012 eröffnet werden. Probleme bei der Fertigstellung der Entrauchungsanlage führten dazu, dass der Termin nicht eingehalten werden konnte. Dem Planungsbüro PG BBI wurde wegen der geplatzten Inbetriebnahme gekündigt. Ein neuer Eröffnungstermin für den BER steht bisher nicht fest.