
Karstadt-Investor Berggruen: Das Beste muss gehen
Kriselnde Kaufhaus-Kette Berggruen verkauft Filetstücke von Karstadt
Essen/Hamburg - Vor rund einem Jahr wurden die Verkaufsabsichten noch vehement dementiert, jetzt aber ist das Geschäft vollzogen: Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen hat nach SPIEGEL-Informationen 75,1 Prozent von Karstadt sports und Karstadt Premium an den österreichischen Investor René Benko verkauft. Das teilten die Geschäftsführer der Warenhäuser und der Betriebsrat am Montag in Essen mit.
Die Sporthäuser und die drei Premium-Warenhäuser Oberpollinger (München), Alsterhaus (Hamburg) und KadeWe (Berlin) gelten als Filetstücke der Karstadt-Holding, sie laufen deutlich besser als die normalen Warenhäuser. Berggruen ließ außerdem mitteilen, dass er den Verkaufserlös von 300 Millionen Euro in die verbleibenden Filialen investieren wolle, um diese wieder auf Vordermann zu bringen.
"Kein Kaufpreis an mich persönlich"
In einem Brief an die Mitarbeiter, der dem SPIEGEL vorliegt, schreibt Berggruen dazu: "Es fließt kein Kaufpreis an meine Holding oder gar mich persönlich." Er verkaufe, weil ihm die 300 Millionen Euro den Freiraum verschafften, den Karstadt brauche. "Das ist mein Beitrag zur Gesundung von Karstadt. Der zweite wesentliche Teil ist der Tarifweg, den das Management derzeit gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern beschreitet", schreibt Berggruen weiter.
Der deutsch-amerikanische Milliardär war in den vergangenen Monaten heftig dafür kritisiert worden, dass er bisher kein Geld in die kriselnde Warenhauskette gesteckt hat. Trotz gegenteiliger Versprechen hatte Karstadt in den vergangenen Jahren rund 3000 Arbeitsplätze abgebaut. Außerdem verkündete das Unternehmen im Mai, eine "Tarifpause" einlegen zu wollen, weil das Unternehmen ansonsten die anstehenden Tariferhöhungen nicht zahlen könne. All das hatte zu großer Enttäuschung bei Mitarbeitern und der Gewerkschaft geführt, die 2010 in Berggruen den großen Retter der insolventen Kaufhauskette gesehen hatten.
"Niemand muss sich Sorgen machen"
Berggruen scheint daraus gelernt zu haben: Er glaube nach wie vor an das Konzept von Karstadt und den Sanierungsplan "Karstadt 2015", schreibt er in seinem Brief. "Besonders wichtig" sei ihm in diesem Zusammenhang auch, dass die genannten Veränderungen keinen Abbau von Arbeitsplätzen nach sich ziehen würden. "Niemand muss sich Sorgen machen. Im Gegenteil. Lassen Sie uns gemeinsam weiter kämpfen!"
Derzeit sucht das Unternehmen nach einem neuen Chef. Noch leitet der Brite Andrew Jennings das Unternehmen - nach Meinung von Beobachtern bislang aber eher glücklos. Er verlässt Karstadt zum Ende des Jahres, wer ihm nachfolgen soll, ist bislang nicht bekannt.