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Berthold Beitz: Stationen eines Patriarchen

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Industriekonzern ThyssenKrupp-Patriarch Berthold Beitz ist tot

Er galt als der letzte deutsche Patriarch: Berthold Beitz ist im Alter von 99 Jahren gestorben. Als Chef der mächtigen Krupp-Stiftung dirigierte er das Schicksal des Stahlriesen ThyssenKrupp.

Essen - Berthold Beitz ist tot. Der Ehrenvorsitzende des ThyssenKrupp-Aufsichtsrats und Chef der Krupp-Stiftung ist am Dienstag gestorben. Das teilte der Konzern am Mittwochnachmittag mit. Beitz hatte über Jahrzehnte die Geschicke des heutigen ThyssenKrupp-Konzerns bestimmt. Er galt als eine der wichtigsten Unternehmerpersönlichkeiten der deutschen Nachkriegszeit.

"Beitz hat das letzte Wort", hieß es immer wieder bei ThyssenKrupp. Sein Tod trifft das Unternehmen in der größten Krise seit der Fusion von Thyssen und Krupp im Jahr 1999. "Für alle, die ihn kannten, ist dies ein unersetzlicher Verlust", sagte der Vizevorsitzende des Kuratoriums, Reimar Lüst.

"Mit Berthold Beitz ist eine herausragende Persönlichkeit von uns gegangen, die das Unternehmen im Geiste von Alfried Krupp von Bohlen und Halbach entscheidend geprägt hat", sagte Aufsichtsratschef Ulrich Lehner. Er habe richtungsweisende Veränderungen im Konzern persönlich begleitet und unterstützt.

Beitz, der im September 100 Jahre alt geworden wäre, wurde 1953 persönlicher Generalbevollmächtigter von Krupp. 1968 wurde er Vorsitzender des Kuratoriums der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung. Diese hält 25,3 Prozent an dem Konzern und hat besondere Rechte wie etwa die Entsendung von Aufsichtsratsmitgliedern.

"Beeindruckendes Zeichen für Mut und Menschlichkeit gesetzt"

Vorstandschef Heinrich Hiesinger sagte, Beitz habe den Vorstand "in den letzten Jahren bei dem umfassenden Veränderungsprozess begleitet, bestärkt und dort, wo es nötig war, vorbehaltlos unterstützt". "Er war ein großes Vorbild für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, deren Wohl ihm immer ein zentrales Anliegen war", so Hiesinger.

Aufsichtsratschef Lehner verwies darauf, dass Beitz die Höhen und Tiefen der neueren deutschen Geschichte miterlebt habe: "Im Zweiten Weltkrieg hat er gemeinsam mit seiner Frau ein beeindruckendes Zeichen für Mut und Menschlichkeit gesetzt und unter Einsatz des eigenen Lebens Hunderte verfolgter Juden vor der SS gerettet. Den Wiederaufbau Deutschlands hat er mitgestaltet. Im In- und Ausland genießt er hohe Anerkennung."

Aufgrund seiner Verdienste wurde Beitz auch in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen. Von 1972 bis 1988 zählte er zu den einflussreichsten deutschen Sportpolitikern. Von 1984 bis 1988 war Beitz IOC-Vizepräsident.

cte/Reuters

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