Minizinsen Starinvestor empfiehlt Wette gegen deutsche Anleihen

Investorenlegende Gross: "Short of a lifetime"
Foto: © Jim Young / Reuters/ REUTERSBill Gross gilt als der "Anleihen-König". Auf dem Markt hat sein Wort Gewicht. Wenn ausgerechnet Gross zur Wette gegen deutsche Bundesanleihen aufruft, ist das also ein Ereignis.
Deutsche Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit, in der Fachsprache auch "Bunds" genannt, bezeichnete Gross am Dienstag auf Twitter als "The short of a lifetime". Unter "short" verstehen Finanzprofis eine Wette auf fallende Kurse. Eine solche Wette bietet für Gross demnach die Chance des Lebens.
Lediglich das Timing müsse stimmen, ergänzte der Starinvestor. Erst wenn die Europäische Zentralbank (EZB) ihre konjunkturstützenden Anleihekäufe beendet habe, mit denen sie die Zinsen im Euroraum künstlich niedrig halte, sei die Wette zu empfehlen.
Bundesanleihen sind in der Eurokrise gefragt wie selten zuvor, weil sie als sichere Anlagen in unsicheren Zeiten gelten. Seit die EZB vor wenigen Wochen ihr Anleihekaufprogramm gestartet hat, ist die Nachfrage nach den Papieren noch einmal gewachsen.
Das drückt sich nicht nur in steigenden Kursen für diese Papiere aus, sondern auch in den sinkenden Renditen, die sie den Anlegern bieten. Steigt der Kurs einer festverzinslichen Anleihe, schmälert dies automatisch die Rendite für jene Investoren, die sie kaufen wollen. Wenn der Staat neue Anleihen ausgibt, muss er den Investoren dementsprechend auch niedrigere Zinsen bieten.
Während der Bund vor einem Jahr noch 1,5 Prozent Zinsen zahlen musste, wenn er sich für zehn Jahre frisches Geld lieh, waren es am Montag gerade mal noch 0,05 Prozent. Deutschland bekommt die Darlehen also praktisch geschenkt.
Gross' Empfehlung zeigt erste Erfolge
Gross ist offenbar der Meinung, dass dies nicht ewig so weitergehen kann. Er erwartet, dass die Anleiherenditen steigen, wenn die EZB-Flut des billigen Geldes nachlässt. Die Nachfrage nach deutschen Papieren dürfte demnach besonders dann zurückgehen, wenn die Probleme in der Eurozone - das schwache Wachstum oder die Zukunft Griechenlands - gelöst werden sollten. Dann würde der Wunsch der Investoren nach sicheren Anlagen nachlassen und im Gegenzug würden Deutschlands Anleihen wieder mehr Zinsen einbringen.
Gross ist für seine jahrelangen Anlageerfolge am Anleihemarkt berühmt. Im vergangenen Jahr machte er Schlagzeilen mit seinem überraschenden Wechsel vom Vermögensverwalter Pimco, wo er lange den weltgrößten Anleihefonds gemanagt hatte, zum Wettbewerber Janus Capital. Dort verwaltet er nun ein deutlich kleineres Anleiheportfolio.
An den Finanzmärkten wird spekuliert, dass Gross' eindringliche Empfehlung in Sachen Bundesanleihen nicht ganz uneigennützig sein könnte, weil der Starinvestor selbst am Markt aktiv sei und er den Kurs der Papiere möglicherweise zu seinen Gunsten beeinflussen wolle.
Falls das stimmt, darf Gross schon mal einen kleinen Erfolg verbuchen: Seit seiner Wettempfehlung sind die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen wieder gestiegen. Am Mittwochmorgen lagen sie bei immerhin 0,1 Prozent.