Miese RIM-Zahlen Blackberry-Hersteller gibt sich im Kampf mit Apple geschlagen

Der Blackberry-Hersteller RIM zieht sich weitgehend aus dem Privatkundengeschäft zurück - und konzentriert sich nun wieder ganz auf das Firmenbusiness. Der deutsche Chef Heins hofft nach einem schlechten Quartal auf die Wende.
Blackberrys in einem indonesischen Handyshop: Aktie rauscht nachbörslich nach unten

Blackberrys in einem indonesischen Handyshop: Aktie rauscht nachbörslich nach unten

Foto: Mast Irham/ dpa

Toronto - Die Ankündigung des neuen, deutschen RIM-Chefs war vollmundig: "Es wird kein Quartal geben, in dem wir Verluste machen", hatte Thorsten Heins im Januar kurz nach seinem Wechsel auf den Chefposten des kanadischen Blackberry-Herstellers gesagt.

Am Donnerstagabend musste das Unternehmen dann aber doch wieder miese Zahlen vermelden: Im vierten Quartal verbuchte der Konzern einen Verlust von 125 Millionen Dollar. Der Umsatz ging um 25 Prozent auf 4,2 Milliarden Dollar zurück. Umsatz und Ergebnis fielen schlechter aus als am Markt erwartet.

Zu allem Überfluss leidet das Unternehmen auch noch unter einem sogenannten Brain Drain. Mehrere hochrangige Manager kehrten dem kanadischen Unternehmen zuletzt den Rücken - darunter der ehemalige Co-Chef Jim Balsillie, der die Firma 20 Jahre mit aufbaute. Nun hat er sich aus dem Direktorium zurückgezogen.

Die Blackberry-Aktie wurde nachbörslich zunächst vom Handel ausgesetzt und rauschte dann nach unten. Nach wenigen Minuten lag das Minus bei knapp acht Prozent, dann erholte sich der Kurs wieder bis auf einen Abschlag von rund zwei Prozent.

Der ehemalige Siemens-Manager Heins kündigte einen Strategiewechsel für RIM an. Der Konzern zieht sich nun weitgehend aus dem Privatkundengeschäft zurück. "Wir planen, unseren Fokus wieder auf das Geschäft mit Geschäftskunden zu legen, um dort von unserer Führungsposition zu profitieren", sagte Heins. Das Unternehmen könne keinen Erfolg haben, "wenn wir versuchen, jedermanns Liebling zu sein und allen Alles zu geben".

Die Versuche von RIM, auf dem Privatkundenmarkt Fuß zu fassen, scheiterten vor allem an der Beliebtheit der Smartphones von Apple und anderen Herstellern, die auf das Google-Betriebssystem Android setzen. Bei Geschäftskunden sind die Blackberry-Geräte dagegen weiterhin beliebt.

Große Hoffnung in das neue Betriebssystem Blackberry 10

Das Unternehmen hatte lange den Smartphone-Markt für Geschäftskunden dominiert. Blackberrys gelten vor allem für E-Mails als sicher und zuverlässig. RIM bemühte sich, den Erfolg auch auf den Privatkundenmarkt auszudehnen, scheiterte aber daran, dass seine Telefone von den Verbrauchern als weniger attraktiv als die Konkurrenzprodukte eingeschätzt werden.

In jüngster Zeit musste RIM auch auf dem Geschäftskundenmarkt Verluste hinnehmen, da immer mehr Mitarbeiter von Unternehmen iPhones oder Android-Geräte statt Blackberrys verlangen. Apple   verkaufte im vergangenen Quartal 37 Millionen iPhones und damit mehr als RIM mit Blackberrys in den vergangenen drei Quartalen zusammen. Zuletzt scheiterte das kanadische Unternehmen auch mit einem eigenen Tablet-Computer als Konkurrenz zum iPad von Apple. Das Playbook vom RIM wird inzwischen zu einem Preis verkauft, der unter den Herstellungskosten liegt.

Heins hofft weiterhin auf das nächste Betriebssystem Blackberry 10, das nach mehreren Verzögerungen nun bis Ende des Jahres erscheinen soll. Im Mai sollen erste Prototypen präsentiert werden. Heins will die Stärke im Unternehmensgeschäft wiedergewinnen und verwies auf eine weiterhin wachsende Basis von 77 Millionen Blackberry-Kunden. Er will auch verstärkt auf günstige Modelle setzen und Angebote für den Verbrauchermarkt zurückfahren.

yes/dapd/dpa
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