Neue Abgasnorm
BMW-Betriebsratschef warnt vor massivem Stellenabbau durch Euro 7
Es drohe Arbeitslosigkeit wie »noch nie«: Der Betriebsratschef von BMW, Manfred Schoch, trommelt gegen ambitionierte Vorgaben beim Klimaschutz. Dabei ist noch offen, wie scharf die neue Abgasnorm tatsächlich wird.
Produktion von Plug-in-Hybrid-Sportwagen bei BMW in Sachsen: Die Autoindustrie rebelliert gegen die Euro-7-Pläne
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Jan Woitas/ DPA
Der Streit über die neue Abgasnorm Euro 7 spitzt sich zu. Nachdem Experten deutlich strengere Werte vorgeschlagen hatten, greifen Verfechter der konventionellen Antriebe die Pläne massiv an. In dieser Debatte hat sich nun auch BMW-Betriebsratschef Manfred Schoch mit drastischen Worten geäußert – und vor dem Verlust vieler Arbeitsplätze gewarnt.
In den neuen Regelungen sieht er ein EU-weites De-facto-Verbot von Benzin- und Dieselautos ab 2025. »Wir werden eine Arbeitslosigkeit erleben, wie wir sie noch nie gehabt haben. Wenn die Politiker hier den Hebel umlegen, wird es zappenduster in Deutschland«, sagte deshalb Schoch am Donnerstagabend in München bei einem Forum des Autoclubs Mobil in Deutschland. Er habe Angst, dass Berlin und Brüssel nur noch das Thema Klima sehen. Die Folgen für Arbeitsplätze, Wohlstand und individuelle Mobilität würden ausgeblendet. »Ich warne die Politik, das Thema Klima eindimensional anzugehen und mit dem Wohlstand in Deutschland zu pokern.«
Experten halten Ziele für erreichbar
Laut Schoch könnten die Regelungen das Aus für viele Zulieferbetriebe bedeuten. »Das würde einen Rums geben, was Arbeitsplätze anbelangt, wie es Deutschland noch nicht gesehen hat«, sagte er. »Was ich in Brüssel erlebe, ist nur verbieten, verbieten, verbieten«, kritisierte Schoch. Andere Experten halten eine schärfere neue Abgasnorm allerdings für technisch durchaus umsetzbar, auch Messdaten hatten gezeigt, dass niedrigere Stickoxidwerte erreicht werden können.
Die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, lehnte die EU-Vorschläge dennoch als unrealistisch ab. »Ich habe den Eindruck, dass unsere Bedenken von der Bundesregierung geteilt werden«, sagte Müller. Und: Nicht jeder könne sich sofort ein neues Elektroauto leisten, außerdem fehle die Ladeinfrastruktur.
Die heftige Kritik der Autoindustrie geht offenbar selbst dem Automobilclub ADAC zu weit. »Wir erleben derzeit eine aufgeheizte Diskussion, die der Sache nicht angemessen ist und dem Ziel schadet«, sagte ADAC-Technikpräsident Karsten Schulze diese Woche der »Westdeutschen Allgemeinen Zeitung«. »Hier reihen sich auch Weltuntergangsszenarien ein, die den Tod des Diesel- und Benzinmotors heraufbeschwören, bevor überhaupt ein konkreter Verordnungsentwurf vorliegt.«