Luftfahrtkonzern meldet Verlust Flugverbot für 737 Max kostet Boeing mehr als 18 Milliarden Dollar

Seit März 2019 gilt nach zwei Flugzeugabstürzen ein weltweites Flugverbot für Maschinen vom Typ 737 Max. Das führt beim Hersteller Boeing zu einem hohen Verlust - dem ersten seit 22 Jahren.
Geparkte 737-Max-Flugzeuge auf einem Flugfeld in Seattle: "Vertrauen in die Marke wiederherstellen"

Geparkte 737-Max-Flugzeuge auf einem Flugfeld in Seattle: "Vertrauen in die Marke wiederherstellen"

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STEPHEN BRASHEAR / AFP

346 Menschen starben bei zwei Abstürzen von Maschinen des Typs Boeing 737 Max in Indonesien und in Äthiopien. Das darauffolgende Flugverbot für dieses Modell schlägt sich nun auch deutlich in den Geschäftszahlen des US-Flugzeugherstellers nieder. Das Startverbot hat Boeing eigenen Schätzungen zufolge bereits mehr als 18 Milliarden Dollar gekostet. Diese Zahl nannte der Airbus-Konkurrent bei der Vorlage seiner Geschäftszahlen für 2019.

Das vergangene Geschäftsjahr wurde demnach mit einem Minus von 636 Millionen Dollar abgeschlossen. Es ist der erste Verlust seit 22 Jahren. Im Vorjahr hatte der Airbus-Konkurrent noch 10,5 Milliarden Dollar verdient. Der Umsatz brach um 24 Prozent auf 76,6 Milliarden Dollar ein. Boeing deutete zudem an, die Produktion des großen Langstrecken-Modells 787 "Dreamliner" zu kürzen. Monatlich sollen statt zwölf nur noch zehn Maschinen hergestellt werden.

"Viel Arbeit zu erledigen"

"Wir erkennen, dass wir viel Arbeit zu erledigen haben", sagte Boeings neuer Vorstandschef Dave Calhoun. Vorgänger Dennis Muilenburg war im Dezember nach starker Kritik an seinem Krisenmanagement und Spannungen mit der US-Flugaufsicht FAA gefeuert worden. Calhoun teilte nun mit: "Wir konzentrieren uns darauf, die 737 Max sicher wieder in den Betrieb zurückzuführen und das langjährige Vertrauen in die Marke Boeing wiederherzustellen."

Nach den zwei Abstürzen war im März 2019 ein weltweites Flugverbot für die 737 Max erlassen worden. Wann die Maschinen wieder abheben dürfen, ist unklar. Boeing ging zuletzt von "Mitte 2020" aus, doch die Entscheidung liegt bei den Aufsichtsbehörden.

Ermittler vermuten, dass die Unglücke mit einem Stabilisierungssystem zusammenhängen, das bei einem drohenden Strömungsabriss die Flugzeugnase nach unten drückt. Boeing hatte diese Fehlfunktion eigentlich schon seit Monaten mit einem Softwareupdate beheben wollen.

Im vierten Quartal nahmen die Probleme rund um die 737 Max zudem noch weiter zu, heißt es im Geschäftsbericht. Allein in diesem Zeitraum fiel ein Verlust von einer Milliarde Dollar an, im Vorjahr hatte es in der gleichen Zeitspanne noch einen Gewinn von 3,4 Milliarden gegeben. Der Umsatz sank in dem Quartal wegen der gestoppten Auslieferungen der 737 Max - lange Boeings bestverkauftes Modell - um 37 Prozent auf 17,9 Milliarden Dollar.

Wegen des Flugverbots mussten Fluggesellschaften Tausende Flüge streichen und auf andere Maschinen zurückgreifen. Sie verlangen vom Flugzeugbauer deswegen Entschädigungen in Milliardenhöhe. Die zusätzlichen Kosten hierfür und wegen Produktionsausfällen bezifferte der Konzern auf 9,2 Milliarden Dollar.

apr/Reuters/AFP/dpa
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