Nach nur 30 Flugstunden Boeing verschrottet offenbar Luxusliner

Es ist der größte je gebaute Geschäftsflieger – und doch wollte ihn niemand haben. Nach zehn Jahren auf einem Flugplatz bei Basel trat die Boeing 747 laut einem Bericht ihre letzte Reise an – zu einem Schrottplatz in Arizona.
Boeing-Flieger vom Typ 747-8 (Aufnahme aus dem Jahr 2019, Symbolbild)

Boeing-Flieger vom Typ 747-8 (Aufnahme aus dem Jahr 2019, Symbolbild)

Foto: Gene Blevins / picture alliance/dpa

Sie werden »BBJ« genannt, »Boeing Business Jet«. Dabei handelt es sich um aufwendig modifizierte Versionen von Passagiermaschinen des US-Flugzeugbauers, die Regierungen oder Superreiche für eigene Zwecke einsetzen. Der laut dem Nachrichtensender CNN mit 460 Quadratmeter Kabinenfläche größte Flieger dieser Art aber stand rund zehn Jahre ungenutzt im Drei-Länder-Eck Frankreich-Schweiz-Deutschland, am EuroAirport Basel Mulhouse Freiburg.

Nun meldet CNN, dass die 747 verschrottet wird – nach gerade einmal 16 Flügen und nur 30 Betriebsstunden. Die Maschine wurde dafür nach Arizona gebracht, zu einer Anlage namens Pinal Airpark. Es ist ein Flugzeugfriedhof. Sie wird dort von einem Boeing-Auftragnehmer demontiert. Das größte Geschäftsflugzeug der Welt findet damit ein Ende als Ersatzteillager.

Die Einzelteile sind mehr wert als der ganze Jet

Die Vorgeschichte: Die Boeing war ursprünglich für das saudische Königshaus gedacht gewesen. Kronprinz Sultan Ibn Abdulaziz Al Saud sollte den Flieger nutzen. Er starb allerdings 2011, wenige Monate vor der eigentlich geplanten Auslieferung des Flugzeugs. Dann begann die Suche nach einem möglichen anderen Nutzer.

Das Geschäft mit »BBJs« ist zwar eher eine Nische, aber eine durchaus lukrative. Laut CNN hat Boeing bis heute insgesamt mehr als 250 solcher umgerüsteten Passagierflieger verkauft. Der Haken: Bei den meisten handelt es sich um Maschinen des kleineren Typs 737. Von der größeren 747 hingegen wurden nur zehn »BBJs« gebaut. Die Maschine, die nun in Arizona verschrottet wird, gehört dabei sogar zum Typ 747-8. Er gilt als modernster der Baureihe. Zum Verhängnis wurden dem Jet allerdings seine immensen Betriebskosten. Am Markt konnte sich die Maschinen nicht durchsetzen. Und auch für die eigentlich für die Saudis gebaute 747 fand sich über lange Jahre kein Käufer.

»Insgesamt wurden zehn Maschinen gebaut, und dies ist die erste, die ausgemustert wird«, zitiert CNN Connor Diver vom Luftfahrtanalyseunternehmen Cirium. Der Flieger machte 2012 einige Testflüge und wurde dann ausgeliefert. »Laut unserer Datenbank flog er einige Monate lang über San Bernardino und dann San Antonio in Texas und ging dann im Dezember 2012 nach Basel«, sagt Diver.

Selbst als Schnäppchen zu teuer

Im Jahr 2017 wurde das Flugzeug, das seinem ursprünglichen Zweck entzogen worden war, für 95 Millionen Dollar zum Verkauf angeboten – ein Schnäppchen, angesichts eines Listenpreises von eigentlich 350 Millionen Dollar. Doch die Maschine ist auch im Betrieb teuer. »Niemand außer einem saudischen Staatschef will einen vierstrahligen Geschäftsjet haben«, sagt Richard Aboulafia, Luftfahrtanalyst bei AeroDynamic Advisory. Am Ende handele es sich um eine Fehlkalkulation. Deshalb werde die Maschine nun ausgeschlachtet: weil insbesondere die Triebwerke für sich genommen wertvoller sind als verbaut in der Boeing 747.

Boeing wollte auf eine Anfrage von CNN nicht antworten. Laut dem TV-Sender hatte der Konzern das Flugzeug im Jahr 2022 von einer deutschen Flugzeughandelsgesellschaft zurückgekauft. Am 15. April nahm es Kurs auf Arizona.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hieß es, die Kabinenfläche habe 5000 Quadratmeter betragen. Es sind aber 5000 Quadratfuß, umgerechnet etwa 460 Quadratmeter.

beb
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