Immobilien Investoren fürchten Berliner Mietpreisstopp - Aktienkurse fallen

Der Berliner Senat will die Mieten für fünf Jahre einfrieren - an der Börse sorgt das für Hektik: Die Aktienkurse großer Vermieter wie Vonovia und Deutsche Wohnen rauschen ab.
Mietwohnungen in der Berliner Karl-Marx-Allee: Verhasste Vermieter

Mietwohnungen in der Berliner Karl-Marx-Allee: Verhasste Vermieter

Foto: Christoph Soeder/ dpa

Der sogenannte Mietendeckel wirft seinen Schatten voraus: Aktien von Immobilienunternehmen führten auch an diesem Freitag wieder die Verkaufslisten an. Die Sorge vor einem Verbot von Mietsteigerungen in Berlin hatte am Vortag bereits einen Kursrutsch ausgelöst, der nun vor allem Unternehmen traf, die hauptsächlich auf dem Berliner Wohnungsmarkt aktiv sind. Allen voran sackte der Kurs der Deutschen Wohnen nochmals um 5,5 Prozent auf ein Tief seit März 2018 ab. Seit Mittwoch haben die Aktien fast 13 Prozent an Wert verloren.

Auch andere Anteilsscheine aus dem Segment konnten sich dem Druck nicht entziehen. Gesellschaften wie Vonovia, Grand City, Aroundtown oder Adler Real Estate verloren deutlich an Wert. Europaweit fiel der Branchenindex Stoxx Europe 600 Real Estate um 0,3 Prozent.

Mietpreisgrenze durchaus möglich

Die Sorge der Anleger gilt der Aussicht, dass der Berliner Senat den Immobilienmarkt durch weitere Regulierungen so kompliziert machen könnte, dass die Renditen in keinem Verhältnis mehr zu den Risiken stehen. Weiter angefeuert wurden die Sorgen an diesem Freitag von der US-Bank Morgan Stanley, die die Aktie der Deutschen Wohnen wegen des starken Fußabdrucks am Berliner Markt auf "equal-weight" abstufte. Sollten Mieterhöhungen dort tatsächlich verboten werden, sähe das Ertragsprofil bei dem Unternehmen völlig anders aus, schrieb Analyst Bart Gysens. "Dann wäre die Aktie anfällig für eine deutliche Korrektur."

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Berlins Bausenatorin Katrin Lompscher (Linke) will Mieten ab dem kommenden Jahr für fünf Jahre einfrieren. In Anbetracht der politischen Verhältnisse in Berlin hält Karsten Oblinger von der DZ Bank solch einen Vorschlag in modifizierter Form durchaus für mehrheitsfähig.

Kritiker des Vorhabens fürchten, dass Investitionen in die Bausubstanz auf das absolut notwendige Minimum zurückgefahren würden und der Bau neuer Wohnungen eingefroren würde. Profitieren werden dieser Ansicht nach diejenigen, die eine Wohnung haben und sich keine neue suchen müssen.

Langwieriger Rechtsstreit zu erwarten

Für die Anleger gäbe es eine lange Phase der Unsicherheit. Oblinger geht davon aus, dass mit einem langwierigen Rechtsstreit zu rechnen ist, sollte das Gesetz Wirklichkeit werden. Es entstünde "ein großer Unsicherheitsfaktor für den Gesamtsektor, da sich die Frage stellt, ob die primär ausländischen Aktieninvestoren im deutschen Wohnimmobiliensegment hier weiterhin einen 'sicheren Hafen' sehen", sagte der Immobilienexperte. Die Deutsche Wohnen wäre davon besonders stark betroffen, weil 77 Prozent des Portfoliowerts im Großraum Berlin lägen.

Mit Immobilienaktien, allen voran den Berlin-fokussierten, konnten die Anleger in den vergangenen Jahren gut verdienen. So hatten sich die Papiere von Vonovia und Ado seit ihren Börsenstarts in den Jahren 2013 und 2015 jeweils fast verdreifacht. Wer 2008 zu Zeiten der Finanzkrise bei der Deutschen Wohnen unter vier Euro investierte, hatte zuletzt sogar mehr als das Zehnfache im Depot.

mik/dpa-AFX
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