Marktreaktionen auf Brexit: So entwickeln sich Euro, Gold- und Ölpreis
Analysten-Schätzung
Brexit vernichtete fünf Billionen Dollar Börsenwert
Der Aktiencrash und die Währungsturbulenzen nach dem Brexit haben enorme Folgen. Großbritannien verlor laut einer Rechnung seine Position als fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt.
Das ist passiert:• 51,9 Prozent der britischen Wähler haben für den Austritt des Landes aus der Europäischen Union gestimmt. Die Wahlbeteiligung lag bei mehr als 70 Prozent.
• Premier David Cameron hat seinen Rücktritt für Oktober angekündigt.
• Politiker aus Schottland und Nordirland wollen in der EU bleiben.
• Das Pfund verliert dramatisch an Wert, Aktienkurse weltweit stürzten ab.
• Rechtspopulisten in ganz Europa freuen sich und fordern nun ebenfalls Volksabstimmungen über die EU.
An den Börsen sind nach der Brexit-Entscheidungweltweit die Kurse eingebrochen. Der Crash soll weltweit fünf Billionen Dollar an Börsenwert gekostet haben. Dies entspreche dem Doppelten der gesamten Wirtschaftsleistung Großbritanniens und 17 Prozent der Wirtschaftsleistung der G7-Staaten im vergangenen Jahr. Das schrieb Aktienstratege Christian Kahler von der DZ Bank in einem Kurzkommentar.
Allein im Dax sei eine Marktkapitalisierung von 95 Milliarden Euro eingebüßt worden. An dieser Erstbewertung zeige sich, dass die Reaktion der Kapitalmärkte auf das Votum der Briten für einen Austritt aus der Europäischen Union mit großer Wahrscheinlichkeit deutlich übertrieben sei.
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Brexit: Schock an den Weltmärkten
Der deutsche Leitindex eröffnete den Handel nach dem Referendum rund 1000 Punkte unter seinem Schlusskurs vom Donnerstag. Das entsprach einem Minus von zehn Prozent - der größte Kurssturz seit 2008. Auch in Großbritannien, Frankreich, anderen Ländern der Europäischen Union (EU) und in der Schweiz brachen die Leitindizes zu Handelsbeginn massiv ein. Im Laufe des Vormittags erholten sich die Kurse wieder.
Nach Angaben der Denkfabrik London Economics war Großbritannien durch den Kursverfall des Pfund zeitweise nicht mehr die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt. "Das Pfund ist so stark gefallen, dass uns Frankreich überholt hat", teilte das Institut mit. Die britische Währung fiel am Morgen auf den tiefsten Wert seit 1985: Zwischenzeitlich kostete das Pfund weniger als 1,33 Dollar. Damit war es rund elf Prozent billiger als in der Nacht, als die britische Währung zeitweise noch etwas mehr als 1,50 Dollar gekostet hatte. Zwischenzeitlich hat sich die Währung wieder leicht erholt.
Videokommentar: Jetzt muss die EU erst recht zusammenwachsen
5 BilderMarktreaktionen auf Brexit: So entwickeln sich Euro, Gold- und Ölpreis
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Das Votum der Briten für einen EU-Austritt hat an den Märkten für heftige Turbulenzen gesorgt. Der Euro verlor 3,5 Prozent an Wert und fiel zwischenzeitlich bis auf 1,0913 US-Dollar.
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Der Dax rutschte zu Handelsbeginn um 10 Prozent ab. Das war der stärkste Kursverlust seit 2008.
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Ein ähnliches Bild zeigte sich an der Londoner Börse. Der FTSE brach um 8 Prozent ein.
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Anleger flüchteten sich in Werte, die als sicher gelten. Der Goldpreis kletterte um bis zu sieben Prozent.
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Abwärts ging es auch auf den Ölmärkten: Aus Sorge um die wirtschaftlichen Folgen des Brexit-Votums gab der Ölpreis deutlich nach.
Fassungslos: Ein Börsenhändler im Handelssaal der Deutschen Börse blickt konsterniert auf seine Monitore. An den Börsen hatte zuletzt kaum jemand mit einem Sieg der Brexit-Befürworter gerechnet.
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Schockreaktion: Ein Händler der britischen Handelsfirma BGC Partners macht einen ratlosen Eindruck. Experten sind sich einig, dass die Bedeutung Londons als weltweiter Finanzmarkt nach dem Brexit abnehmen wird.
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Konsterniert: Britische Broker von BGC im Handelssaal. Nach Handelsstart waren die Kurse weltweit eingebrochen.
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Pfund-Kurs: Die britische Währung stürzte bis zu elf Prozent ab auf den tiefsten Stand seit 1985. Zwischenzeitlich kostete das Pfund weniger als 1,33 Dollar. Später erholte sich die Währung wieder.
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Steiler Fall: In Amsterdam stürzte der Leitindex AEX ebenfalls zunächst kräftig ab. Auch in den Niederlanden waren zuletzt Forderungen nach einem Volksentscheid zum EU-Austritt laut geworden.
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Tokio sieht grün: Zuvor waren bereits die asiatischen Märkte auf Talfahrt gegangen; die Börse in Tokio schloss 7,9 Prozent im Minus. Während der Ölpreis nachgab, war Gold so teuer wie zuletzt vor mehr als zwei Jahren. In Japan werden Verluste an den Börsen anders als weltweit üblich in grünen Zahlen dargestellt.
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Entspannung: Wenig Beachtung findet die Börsentafel in Hongkong bei diesen Passanten. Der dortige Leitindex Hang Seng ist nur 2,9 Prozent ins Minus gerutscht. Auch hier waren vor allem Finanzwerte wie HSBC, Prudential und Standard Chartered betroffen, die zeitweise elf Prozent und mehr verloren.
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Auch diese Passanten in Hongkong scheint der Börsencrash eher am Rande zu interessieren. Gezeigt wird der Absturz des Hang Seng.
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Wechselkurs: Das britische Pfund verlor nicht nur zum Dollar, sondern gab auch gegenüber dem koreanischen Won nach.
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Währungsabsturz: Auf diesem Monitor werden die Wechselkurse des Pfund zum Dollar, Euro und japanischem Yen angezeigt.
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"Brexit-Schock": Das Referendum beherrscht die Nachrichten weltweit. An der Börse von Mumbai wird auf einem Bildschirm die passende Schlagzeile angezeigt.
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Pfund-Kurs: Die britische Währung stürzte bis zu elf Prozent ab auf den tiefsten Stand seit 1985. Zwischenzeitlich kostete das Pfund weniger als 1,33 Dollar. Später erholte sich die Währung wieder.