Nach Kurzsturz an der Wall Street
Minus 3,6 Prozent - Dax weitet Verluste aus
Der "Flash Crash" an der Wall Street zieht auch den Dax immer weiter nach unten. Der Index stürzte um 3,6 Prozent ab. Das ist der größte Kurssturz seit eineinhalb Jahren.
Mit dem Handelsbeginn des Dax hat der Index den dritten Tag in Folge mit einer Kurslücke zum Vortag eröffnet. Drei sogenannte Gaps hintereinander hat es laut den Analysten der Bank HSBC letztmals nach der Nuklearkatastrophe im japanischen Fukushima im März 2011 gegeben. Bei einem Gap liegt das Tageshoch unter dem Tagestief des Vortags.
Der Dax verlor zur Eröffnung 3,6 Prozent auf 12.235 Punkte. Das ist der größte Kurssturz seit eineinhalb Jahren. "Von einer Panik sind die Anleger nicht weit entfernt", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "Es stellt sich nun die Frage, ob dies nur ein temporärer Stimmungswandel ist oder der Start einer größeren Korrektur."
Nur Stunden nach dem massiven Kurssturz an der Wall Street sind auch die Börsen in Asien und Australien abgesackt. Neben den Märkten Tokio und Australien erlebten auch China und Hongkong empfindliche Abschläge zum Handelsstart.
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Tulpen, Häuser, Aktien: Die größten Spekulationsblasen
Am späten Montagabend hatte der Dow Jones den mit knapp 1600 Zählern bisher größten Tagesverlust verzeichnen müssen. Er fiel wie nie zuvor an einem einzelnen Handelstag. Die bisherigen Jahresgewinne lösten sich in Luft auf, ebenso wie die seit Anfang Dezember erzielten Gewinne.
Die genauen Gründe für den Absturz sind noch unklar, eine wichtige Rolle dürfte aber die Sorge vor einer möglicherweise bevorstehenden Zinswende spielen. Sie hatte in den vergangenen Tagen bereits die Börsenwerte weltweit geschwächt, auch der deutsche Leitindex Dax gab stark nach.
Der größte Verlierer im Dax war zu Handelsbeginn der Rückversicherer Munich Re mit einem Minus von knapp fünf Prozent. Zahlreiche Naturkatastrophen hatten dem Konzern einen großen Gewinneinbruch auf 375 Millionen Euro beschert, wie der weltweit größte Rückversicherer bei Vorlage seiner Geschäftszahlen bekanntgab. 2016 lag er noch bei knapp 2,6 Milliarden Euro.
3 BilderTulpen, Häuser, Aktien: Die größten Spekulationsblasen
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Der Tulpenwahn in den Niederlanden gilt als die Mutter aller Finanzkrisen. Schon im 16. Jahrhundert entwickelte sich dort ein blühendes Terminwarengeschäft mit Blumenzwiebeln. Händler spekulierten darauf, die zu dieser Zeit besonders beliebten Gewächse bei steigenden Preisen mit Gewinn weiterverkaufen zu können. Die Preise gingen durch die Decke, eine Tulpenzwiebel kostete mehrere Tausend Gulden. Auch Durchschnittbürger ließen sich von der Manie anstecken. Der Crash kam 1637 und brachte die niederländische Wirtschaft in arge Schwierigkeiten. Das Wort "Blase" kannten die Niederländer damals noch nicht. Sie sprachen von "windhandel".
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Die Dotcom-Blase: Die neue Hoffnung am deutschen Börsenhimmel: Angetrieben vom Hype um das Internet stürmen Technologie-Indizes wie der NASDAQ oder der deutsche Nemax immer neue Rekordhöhen. Der Börsengang der ehemaligen Siemens-Sparte Infineon wird damals derart gehypt, dass die Handelssysteme zusammenbrechen. Im März 2000 folgt der Absturz: Panisch ziehen Börsianer ihr Kapital ab. Viele Kleinanleger verlieren ihr Vermögen. In Deutschland wurde 2003 der Nemax durch den TecDax ersetzt. In den USA reagierte die Notenbank mit einer Zinssenkung - und befeuerte damit die Immobilienblase.
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Leer stehende Immobilien im US-Bundesstaat Virginia: Über Jahre befeuern günstige Kredite den Bau von Einfamilienhäusern in den USA. Viele Familien gehen dazu über, ihr Eigenheim komplett auf Pump zu kaufen. Die Banken wiederum verpacken die Kredite in sogenannte Derivate und verkaufen sie weiter. Das Vorgehen soll angeblich die Risiken der Geldgeber bei einem Zahlungsausfall minimieren. Das Gegenteil ist der Fall: Als ab August 2007 die Immobilienpreise zu sinken beginnen, entwickelt sich ein Strudel, der zahlreiche Banken mit sich zu reißen droht. Überall auf der Welt müssen Staaten "systemrelevante" Geldhäuser mit Milliardensummen retten.