Nach Rettungsaktion in der Schweiz Bankaktien fallen, Goldpreis steigt

Händler an der Frankfurter Börse (am 16. März 2023): Angespannte Stimmung an den Finanzmärkten
Foto: Boris Roessler / dpaDer Notverkauf der angeschlagenen Schweizer Großbank Credit Suisse an den Rivalen UBS macht Dax-Anleger zum Wochenauftakt nervös. Der deutsche Leitindex Dax fiel am Montagmorgen auf ein weiteres Tief seit Januar. Zwischenzeitlich verlor er 1,5 Prozent. Damit knüpfte der deutsche Leitindex an die Abschläge der Vorwoche von mehr als vier Prozent an.
»Die Börsen versuchen, die Rettung der Credit Suisse zu bewerten und zu preisen«, sagte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Auf der Positivseite stehe zwar ganz klar, dass die Behörden alles täten, um Banken wie Credit Suisse zu helfen und die Einlagen zu sichern. Andererseits sähen Anlegerinnen und Anleger, wie schnell Aktien von Banken in Schieflage fast vollkommen wertlos werden könnten.
So gab es hohe Kursverluste bei Banken und Versicherern. Die Anleger sorgen sich vor allem um deren Engagement in bestimmten milliardenschweren Anleihen der Credit Suisse, bei denen ein Totalausfall absehbar ist. Die Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank notierten zeitweise 9,8 beziehungsweise 8,7 Prozent tiefer.
Deutsche Bank sieht sich von Anleiheausfall nicht betroffen
Die Deutsche Bank versicherte, dass sie von dem absehbaren Totalausfall bestimmter Anleihen der Krisenbank Credit Suisse kaum betroffen sei. Das größte deutsche Kreditinstitut sei bei diesen eigenkapitalähnlichen AT1-Anleihen der Credit Suisse »nahezu null« engagiert, sagte ein Sprecher. Auch die Commerzbank hält keine AT1-Schuldtitel der Credit Suisse, wie das Institut am Montag miteilte.
Deutschlands größter Vermögensverwalter DWS hat nach eigenen Angaben ebenfalls kein Engagement in AT1-Schuldtiteln der Credit Suisse. Die von der DWS verwalteten Publikumsfonds hielten zum 10. März einen Gesamtwert von 412 Millionen Euro in Aktien und Anleihen der Credit Suisse, teilte die Deutsche-Bank-Fondstochter am Montag mit. Davon seien 396 Millionen in Anleihen des Schweizer Instituts investiert, allerdings nicht in AT1-Schuldtitel.
Am Sonntagabend hatten die Schweizer Aufsichtsbehörden die Übernahme der zweitgrößten Schweizer Bank durch die größere Konkurrentin UBS bekannt gegeben. Den Kaufpreis von drei Milliarden Franken will die UBS in eigenen Aktien bezahlen. Die Inhaber der AT1-Anleihen der Credit Suisse sollen ihr investiertes Geld auf Geheiß der Schweizer Finanzaufsicht Finma komplett verlieren. Dabei geht es um insgesamt 16 Milliarden Franken.
Die AT1-Anleihen waren nach der Finanzkrise 2007/08 erfunden worden, um in einer Krise als Puffer zu dienen und zu verhindern, dass Banken schnell in die Knie gehen. Halter vergleichbarer Papiere anderer Banken fragen sich nun aber, ob ihnen Ähnliches wie Investoren bei der Credit Suisse widerfahren könnte.
Die Sorgen um die Credit Suisse und der Kollaps mehrerer US-Regionalbanken hatten zuletzt an den Finanzmärkten die Angst vor einem Flächenbrand und einer neuen Finanzkrise heraufbeschworen.
Auch die asiatischen Anleger waren am Montag nicht beruhigt. Der Nikkei-Index verlor 1,4 Prozent und schloss auf dem niedrigsten Stand seit zwei Monaten. Die Börse Shanghai büßte 0,5 Prozent ein und der Hongkonger HSI fiel zeitweise um 3,5 Prozent auf ein Dreijahrestief.
Gold steigt über 2000-Dollar-Marke
Die anhaltende Verunsicherung hat den Goldpreis am Montag erstmals seit Längerem über die Marke von 2000 Dollar getrieben. Am Vormittag stieg der Preis für eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) an der Londoner Rohstoffbörse bis auf 2009 Dollar. Das ist der höchste Stand seit etwa einem Jahr.
Gold gilt unter Anlegern als klassischer sicherer Hafen, der in unruhigen Zeiten angelaufen wird. Im vergangenen Jahr wurde die Preisentwicklung durch die stark steigenden Zinsen und den aufwertenden US-Dollar gedämpft.
Seit einigen Monaten geht es mit dem Preis aber wieder bergauf. Das Rekordhoch, erreicht im Sommer 2020 bei 2075 Dollar, liegt nicht mehr allzu weit entfernt.
Auch Deutsche Bundesanleihen sind am Montag mit starken Kursgewinnen in die Woche gestartet. Der richtungsweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future stieg am Morgen kräftig um 1,07 Prozent auf 139,44 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen fiel im Gegenzug unter die Marke von zwei Prozent. Zuletzt rentierten die Papiere mit 1,98 Prozent. Auch andere Staatsanleihen im Euroraum waren zum Start gefragt.
Am Markt wurde die Suche nach sicheren Wertpapieren wie Bundesanleihen auf die zunächst negative Reaktion der Börsen auf die Übernahme der Schweizer Großbank Credit Suisse zurückgeführt.
Rheinmetall debütiert mit Plus im Dax
Die Rettung wurde von mehreren Notenbanken mit Erleichterung aufgenommen. Darüber hinaus erhöhten sechs Zentralbanken, darunter die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB), die Schlagzahl in der Versorgung des Finanzsystems mit der Weltreservewährung US-Dollar. Die Versorgung ist insbesondere für das internationale Geschäft großer Geldhäuser wichtig, erst recht in unruhigen Zeiten.
Angesichts der Turbulenzen war es eher Nebensache, dass der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall sein Debüt als Mitglied des deutschen Leitindex feierte. Rheinmetall gewann knapp ein Prozent und gehörte zu den Gewinnern im Dax.