Ranking der wertvollsten Börsenunternehmen Saudischer Ölkonzern steigt auf – deutsche Firmen abgeschlagen

Wegen der hohen Energiepreise schafft es der Ölkonzern Saudi-Aramco in einem Jahresranking der wertvollsten Börsenunternehmen fast an die Spitze. Der bestplatzierte deutsche Konzern ist nicht einmal in den globalen Top 100.
Helm mit Saudi-Aramco-Emblem: Jagd auf Apple

Helm mit Saudi-Aramco-Emblem: Jagd auf Apple

Foto: MAXIM SHEMETOV / REUTERS

Auch wenn die Aktien von Apple, Microsoft, Alphabet und Tesla eingebrochen sind – amerikanische Konzerne dominieren die wertvollsten Börsenunternehmen der Welt. Unter den globalen Top 100 stammen allein 61 aus den USA, wie eine Studie der Beratungsgesellschaft EY zeigt. Unter den ersten zehn ist demnach kein Unternehmen aus Europa vertreten und nur eines von außerhalb der USA – der Ölkonzern Saudi Aramco.

An der Spitze des am Donnerstag veröffentlichten Rankings blieb zum Stichtag 27. Dezember Apple mit gut zwei Billionen Dollar Börsenwert. Dahinter folgen Saudi Aramco und Microsoft.

Deutschland ist unter den Top 100 gar nicht vertreten – der Softwarehersteller SAP als wertvollster Dax-Wert kommt erst auf Rang 106. Der Industriegaskonzern Linde, der seit der Fusion mit dem US-Unternehmen Praxair seinen Sitz in Irland hat, belegt Rang 59.

Deutschlands Nummer zwei ist der Münchner Technologiekonzern Siemens, der sich mit dem 116. Platz zufriedengeben muss. Die Deutsche Telekom erreicht als 130. noch knapp die 100-Milliarden-Dollar-Börsenwertschwelle. Sie hat als einzige der elf deutschen Firmen unter den weltweiten Top 300 im laufenden Jahr an Wert zugelegt – um 14 Prozent. Die Porsche AG ist mit einem Marktwert von knapp 92 Milliarden Dollar als 145. der bestplatzierte Neueinsteiger weltweit. Der Sportwagenbauer hat den Mutterkonzern Volkswagen deutlich abgehängt, der seit Ende 2021 rund 44 Prozent seines Börsenwertes verloren hat.

Unternehmen aus den USA dominieren schon seit vielen Jahren die Weltbörsen – beflügelt vom Wachstum der Techkonzerne, die im Börsenboom der vergangenen Jahre rasant an Wert gewonnen hatten. Doch mit den Zinserhöhungen der großen Zentralbanken im schwachen Börsenjahr 2022 bekamen die zinssensiblen Techriesen Gegenwind. Technologiekonzerne verloren EY zufolge im Verlauf des Jahres 33 Prozent ihres Börsenwerts. Allein Tesla, Apple, Meta, Microsoft, Alphabet und Amazon büßten zusammen 4,6 Billionen Dollar ein.

Insgesamt verloren die 100 größten Börsenunternehmen 7,2 Billionen Dollar oder 20 Prozent ihres Werts. Während auch Konsumgüter- und Telekommunikationsfirmen kräftige Kursverluste verzeichneten, ging es dank höherer Rohstoffpreise vor allem für Energiekonzerne aufwärts (plus 12 Prozent). »Der starke Anstieg der Zinsen, der Ukrainekrieg und die weltweit steigenden Energiepreise – all diese Entwicklungen haben Spuren an den Weltbörsen hinterlassen«, sagte Henrik Ahlers, Vorsitzender der EY-Geschäftsführung.

Der Ölriese Saudi-Aramco hatte zwischenzeitlich bereits den iPhone-Hersteller Apple als wertvollstes Unternehmen der Welt entthront. Die teilstaatliche saudi-arabische Gesellschaft gilt als größtes Öl produzierendes Unternehmen der Welt.

Unter den 100 größten Börsenunternehmen haben EY zufolge nur 15 ihre Zentrale in Europa. Wertvollster Vertreter ist demnach der französische Luxuskonzern LVMH auf Rang 15. Aus Asien kommen 19 der größten Börsenunternehmen, angeführt vom Techkonzern Tencent.

Auch 2023 wenig Hoffnung für europäische Konzerne

Die Bedeutung Europas an der Börse schwindet seit Jahren. Ende 2007, vor dem Höhepunkt der Finanzkrise, kamen laut EY noch 46 der 100 wertvollsten Unternehmen der Welt aus Europa und immerhin sieben aus Deutschland. Ende 2021 waren es noch zwei: SAP und Siemens.

Die Bundesrepublik sei an den Börsen unterrepräsentiert, sagte Ahlers. Doch die Regeln für die digitale Wirtschaft würden von Unternehmen aus den USA und Asien gemacht. In Deutschland fehlten eine ausgeprägte Gründerkultur und gute Finanzierungsbedingungen für junge Firmen. Jedoch hat Deutschland viele mittelständische Weltmarktführer und auch nicht börsennotierte Konzerne von Weltrang wie Lidl und Aldi oder den Autozulieferer Bosch.

Dazu kommt, dass Deutschland und Europa überdurchschnittlich stark unter dem Ukrainekrieg und dem Anstieg der Energiepreise leiden. »In den USA können Industrieunternehmen derzeit deutlich günstiger produzieren, der Krieg ist für sie weit weg, eine Gaskrise muss dort niemand fürchten«, sagte Ahlers. Daher spreche wenig für eine Renaissance Deutschlands und Europas an den Weltbörsen im neuen Jahr.

mmq/dpa
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