Strauchelnde Modefirma Willy Bogner überträgt Firmenanteile an Sanierer
Es ist der Anfang vom Ende einer Mode-Ära. Willy Bogner überträgt nach SPIEGEL-Informationen seinen Anteil treuhänderisch an einen bekannten Sanierer. Der soll die Firma wieder flottmachen - und dann wohl verkaufen.
Der Münchner Modeunternehmer Willy Bogner will offenbar sein unternehmerisches Erbe ordnen. Demnach überträgt Bogner seine Geschäftsanteile an der Sport- und Ski-Moden-Firma an den Neu-Ulmer Insolvenz- und Sanierungsspezialisten Arndt Geiwitz. Die entsprechenden Verträge soll der 77-Jährige Ex-Skirennläufer und Filmemacher bereits in der vergangenen Woche unterzeichnet haben. Das Konzept hierzu soll bei der Aufsichtsratssitzung an diesem Donnerstag präsentiert worden sein.
Insider gehen davon aus, dass Geiwitz das angeschlagene Unternehmen zunächst sanieren und anschließend verkaufen soll. Interessant dürfte dabei die Rolle von Bogners Adoptivtochter Florinda sein. Die Hundepsychologin war seit gut einem halben Jahr als Trainee im Unternehmen und sitzt seit Mitte Oktober im Aufsichtsrat der Firma. Jahrelang hatte die 34-Jährige offenbar keinerlei Interesse an der Fortführung des Familienunternehmens. Nun steht sie in vorderster Reihe, wenn es um die Zukunft des Modelabels geht.
Verdacht der Steuerhinterziehung
Nach dem Tod von Bogners Frau Sonja vor zwei Jahren, die lange Jahre Herz und Seele des Unternehmens war, geriet die Marke ins Straucheln. Der Umsatz stagniert, der Gewinn sank auf zuletzt gerade noch 300.000 Euro. Außerdem ermittelt die Münchner Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung. Die Behörde wirft Bogner und einigen Ex-Vorständen vor, auf vergünstigte Personaleinkäufe fällige Steuern nicht voll bezahlt zu haben. Nachzahlungen in Millionenhöhe stehen im Raum.
Gleichzeitig verhandelt das Unternehmen mit den Banken über neue Kredite. Mit Ex-Linde-Chef Wolfgang Reitzle und dem Münchner Anwalt Alexander Liegl schmissen zuletzt zwei renommierte Aufsichtsräte hin. Angeblich wegen des Chaos in der Firma und weil Willy und Florinda Bogner sich beratungsresistent gezeigt hätten. Bogner, so wird kolportiert, sei im Sommer über Wochen für seine Firmenaufseher nicht erreichbar gewesen.
Geiwitz wollte sich auf Anfrage des SPIEGEL in der vergangenen Woche nicht zu der Übernahme der Firmenanteile äußern.
Ein ausführliches SPIEGEL-Porträt von Willi Bogner aus dem vergangenen Jahr lesen Sie hier.