E-Mobilität Bolivien stoppt offenbar Lithium-Projekt mit deutscher Firma

Arbeiter füllen am Salzsee von Uyuni in Bolivien Lithiumkarbonat in Säcke
Foto: Georg Ismar / DPASogar Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier war dabei, als das baden-württembergische Unternehmen ACI Systems Alemania GmbH (ACISA) und der bolivianische Staatskonzern Yacimientos de Litio Bolivianos (YLB) im Dezember vergangenen Jahres einen Kooperationsvertrag über Lithiumgewinnung unterschrieben.
Es war das erste Mal, dass ein deutsches Unternehmen einen direkten Zugriff auf den Rohstoff erhielt, der unter anderem zur Produktion von Batterien für Elektroautos benötigt wird. Doch nun ist das Joint Venture offenbar geplatzt.
Der Gouverneur des Departements Potosí sagte der bolivianischen Nachrichtenagentur ABI zufolge, die Regierung von Präsident Evo Morales habe das Projekt per Dekret gestoppt. Die Gründe dafür blieben zunächst unklar.

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ACISA teilte mit, aus der Presse von dem Schritt erfahren zu haben. "Wir sind davon auch überrascht worden", sagte eine Sprecherin auf SPIEGEL-Anfrage. Firmenchef Wolfgang Schmutz sagte: "Eine offizielle Information von bolivianischer Seite ist bisher nicht erfolgt und für uns ist es auch nicht nachvollziehbar." Bis vor wenigen Tagen sei noch alles planmäßig gelaufen. "Wir werden daher erst einmal wie geplant am Projekt weiterarbeiten."
Zugang zu wahrscheinlich weltgrößtem Lithium-Vorkommen
Das deutsch-bolivianische Gemeinschaftsprojekt zielte darauf ab, Lithium aus dem Salzsee Uyuni zu gewinnen. Schmutz erklärte, das Joint Venture sei erst am 28. Oktober dieses Jahres ins bolivianische Handelsregister eingetragen worden.
Im Departement Potosí, in dem der Salzsee liegt, war es zu Protesten gegen das Projekt gekommen, weil die lokale Bevölkerung nach Ansicht der Demonstranten nicht ausreichend davon profitiert hätte. Auch in anderen Ländern wie Argentinien protestieren Anwohner gegen die Lithiumgewinnung (sehen Sie hier Bilder einer Fotoreportage).
Im Salzsee Uyuni in Bolivien werden die weltweit größten Lithium-Vorkommen vermutet. Dem Abkommen zufolge sollte YLB 51 Prozent der Anteile am Joint Venture halten. Geplant war von 2022 an eine Förderung von 30.000 bis 40.000 Tonnen Lithiumhydroxid im Jahr, mit Investitionen von 300 bis 400 Millionen Euro. Damit ließen sich Hunderttausende E-Autos mit Lithium-Batterien ausstatten.