Buchungsportal Booking.com soll 153 Millionen Euro Steuern hinterzogen haben

Das niederländische Reiseunternehmen Booking.com hat in Italien offenbar mit einem einfachen Trick über 150 Millionen Euro Steuern hinterzogen. Die Ermittlungen begannen bereits im Jahr 2018.
Buchungsportal Booking.com: Rechnungen ohne Mehrwertsteuer

Buchungsportal Booking.com: Rechnungen ohne Mehrwertsteuer

Foto: Fabian Sommer / dpa

Ermittler der Finanzpolizei im norditalienischen Genua ermitteln wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe gegen einen der größten Anbieter von Online-Reisebuchungen. Wie die Polizei auf Nachfrage bestätigte, handelt es sich hierbei um das in den Niederlanden ansässige Unternehmen Booking.com.

Der italienischen Finanzpolizei zufolge wird der Firma vorgeworfen, in den Jahren zwischen 2013 und 2019 Mehrwertsteuern in Höhe von mehr als 150 Millionen Euro hinterzogen zu haben. Die Ermittler hatten nach eigenen Angaben 2018 damit begonnen, in der Gegend um Genua, die Hauptstadt der Region Ligurien, Unterkünfte unter die Lupe zu nehmen. Es habe sich herausgestellt, dass Booking.com Rechnungen ohne Mehrwertsteuer ausgestellt habe, indem die Steuerschuldnerschaft auf den Kunden umgelagert worden sei.

700 Millionen Euro Provisionen

Dieses sogenannte Reverse-Charge-Verfahren ist eine Sonderregelung bei der Umsatzsteuer. Wie der Name schon andeutet, wird hier die Zuständigkeit umgedreht. Das Unternehmen stellt nur den Nettobetrag in Rechnung, der Kunde müsste wiederum anschließend die Umsatzsteuer beim Finanzamt selbst angeben und zahlen. Booking.com hat dieses Verfahren offenbar mit Privatkunden durchgeführt, deren Unterkunft keine Steuer abführte. Das sorgte demnach letzten Endes dafür, dass Booking.com weder in Italien noch in den Niederlanden die entsprechenden Abgaben deklarierte und bezahlte – auch nicht über Umwege.

Stattdessen hat das Unternehmen von 2013 bis 2019 etwa 700 Millionen Euro an Provisionen eingenommen, die über rund 896.500 Kunden in Italien verdient worden sind. Für diesen Betrag hätte das Unternehmen die jährliche Umsatzsteuererklärung abgeben und so über 153 Millionen Euro an Steuern an die Behörden abführen müssen. Einen Ansprechpartner für die Behörden benannte das Unternehmen nicht, es habe sich nicht einmal in Italien registriert, sagten die Ermittler. Inwiefern das Unternehmen auch in anderen Ländern mit diesem Trick Steuern hinterzog, ist nicht bekannt.

rai/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren