Amtsantritt von Jair Bolsonaro
Rechtspopulist löst Börsenfeuerwerk in Brasilien aus
Brasiliens neuer Präsident Bolsonaro äußert sich frauenverachtend, rassistisch, homophob, und er will den Umweltschutz beschneiden. Die Finanzmärkte quittieren seine ersten Tage im Amt trotzdem mit Begeisterung.
Jair Bolsonaro bei seiner Amtseinführung am 1. Januar
Foto: Sergio Moraes/ REUTERS
In Brasilien hat die neue ultrarechte Regierung unter Präsident Jair Bolsonaro mit einer Reihe von firmenfreundlichen Entscheidungen die Märkte beflügelt. An seinem ersten Arbeitstag übergab Bolsonaro am Mittwoch per Dekret die Verantwortung für Land, das von der indianischen Bevölkerung beansprucht wird, an das Landwirtschaftsministerium.
Er entmachtete damit die Behörde für indigene Angelegenheiten und schürte Ängste, dass die Interessen der Agarindustrie künftig mehr zählen könnten als die der Indianer und der Umweltschutz. Hinzu kamen Entscheidungen zur Privatisierung von Unternehmen, härteren Strafen für Kriminelle und einer nur leichten Anhebung des monatlichen Mindestlohns. Der Aktienindex der Börse in São Paulo stieg 3,6 Prozent, die brasilianische Währung kletterte zum Dollar um 2,4 Prozent.
Investmentbanker als Wirtschaftsminister
Der frühere Militär-Hauptmann und Nationalist Bolsonaro, der mit frauenverachtenden, rassistischen und homophoben Äußerungen für Empörung gesorgt hat, läutet nach drei Jahrzehnten linksorientierter Regierungen in Brasilien eine neue Ära ein. Investoren hoffen, dass sein Eintreten für freie Märkte Brasiliens Wirtschaft wieder in Schwung bringt.
Der neue Wirtschaftsminister Paulo Guedes - ein früherer Investmentbanker - gilt als ultraliberaler "Chicago Boy". Er will Steuern senken und das kostspielige Sozialsystem beschneiden. Bolsonaro, gelegentlich als "Trump Brasiliens" bezeichnet, ist ein bekennender Fan von US-Präsident Donald Trump. US-Außenminister Mike Pompeo, der der Vereidigung Bolsonaros in der Hauptstadt Brasilia beiwohnte, will mit der neuen Regierung enger zusammenarbeiten. "Wir haben die Möglichkeit, gemeinsam gegen autoritäre Regime vorzugehen", sagte er am Mittwoch nach Gesprächen mit seinem Amtskollegen Ernesto Araújo mit Blick etwa auf Venezuela.
Bolsonaro, US-Außenminister Pompeo
Foto: MARCOS CORREA/ AFP
An der Börse legten die Aktien des größten brasilianischen Versorgers Centrais Eletricas Brasileiras um 14,5 Prozent zu, nachdem Energieminister Bento Albuquerque die Teilprivatisierung des Konzerns angekündigt hatte. Noch größer war der Sprung der Aktien des Waffenherstellers Forjas Taurus: Die Papiere legten fast 50 Prozent zu, weil Bolsonaro das Recht auf das Tragen von Waffen liberalisieren will.