Brexit PSA droht mit Abzug der Astra-Produktion aus Großbritannien

Neue Opel-Wagen am Werk in Ellesmere Port
Foto: PAUL ELLIS/ AFPFür das Werk des Opel-Ablegers Vauxhall in Großbritannien wird es eng. Der französische Opel-Eigentümer PSA droht laut einem Bericht der "Financial Times", die Produktion des Opel Astra aus Ellesmere Port in eine andere Fabrik innerhalb Europas zu verlegen, falls der Brexit die Herstellung des Modells bei den Briten unprofitabel macht. Die Warnung folgt der Wahl von Großbritanniens neuem Premier Boris Johnson, der den Austritt der Briten aus der EU schnell und auch ohne Abkommen durchziehen will.
PSA-Chef Carlos Tavares sagte, es sei ein Standort in Südeuropa für den Bau zukünftiger Astra vorgesehen, wenn die Briten beim Verlassen der EU kein zufriedenstellendes Ergebnis erzielten. "Ehrlich gesagt würde ich es vorziehen, es [das Astra-Auto] in Ellesmere Port zu platzieren, aber wenn die Bedingungen schlecht sind und ich es nicht profitabel machen kann, dann muss ich den Rest des Unternehmens schützen und ich werde es nicht tun", sagte Tavares der "Financial Times". "Wir haben eine Alternative zu Ellesmere Port."
Der französische Automobilhersteller, der Opel zusammen mit Vauxhall besitzt, hatte noch im Juni das nächste Astra-Modell für den Bau in Großbritannien in Aussicht gestellt. Allerdings verwies das Unternehmen schon da als Bedingung auf eine sichere Wirtschaftsbeziehung der Briten mit Europa nach dem Brexit. Der nächste Astra soll laut PSA ab 2021 im deutschen Opel-Werk in Rüsselsheim entstehen. Als zweites Werk war das in Großbritannien anvisiert worden.
Verlegt PSA die Astra-Produktion, dürfte das die Schließung des Werkes Cheshire im Nordwesten Englands mit mehr als tausend Beschäftigten zur Folge haben. Damit würde die Präsenz des Unternehmens in Großbritannien auf sein Van-Werk in Luton mit etwas mehr als tausend Beschäftigten reduziert.
Autokonzerne plagt Angst vor Zöllen
Sollten die Briten die EU ohne ein Abkommen verlassen, kämen auf das Land und die dort agierenden Unternehmen Zollkontrollen und Zölle für Produkte und Zulieferteile zu. Tavares' Dringlichkeit spiegelt die Warnungen von führenden Vertretern der britischen Automobilindustrie über die möglichen Auswirkungen des Brexit auf die Produktion wider. Am Freitag warnte die britische Kfz-Handelskammer Premier Johnson, dass ein Brexit ohne Abkommen eine "existenzielle Bedrohung" für die Branche sei. Von allen britischen Automobilwerken ist Ellesmere Port am stärksten gefährdet - 80 Prozent der Produktion werden nach Europa exportiert und etwa drei Viertel der Komponenten importiert.
"Wir brauchen Transparenz darüber, was im Oktober passieren wird", sagte Tavares und bezog sich auf die Handelsbedingungen mit Europa. "Für uns ist es ganz einfach; wir brauchen Transparenz beim Zoll, das ist alles." PSA müsse eine Entscheidung innerhalb von "einigen Monaten" treffen.
Die Produktion der Astra unter den Signets von Opel und Vauxhall wird derzeit zwischen Ellesmere Port und Gliwice in Polen aufgeteilt.
Die Investitionen der Automobilhersteller und ihrer Zulieferer in neue Projekte in Großbritannien sind seit 2016 um 80 Prozent gesunken. Anfang dieses Monats sagte der neue BMW-Chef Oliver Zipse, dass der Autokonzern bereits damit begonnen habe, einige Motorenproduktionen aus Großbritannien zu verlagern, um sich auf den Brexit vorzubereiten. Ford und Honda haben bereits die Schließung britischer Standorte angekündigt. Es besteht auch Unsicherheit über die Zukunft der Arbeitsplätze im Werk Sunderland von Nissan, nachdem das Unternehmen angekündigt hatte, die Anzahl der von ihm produzierten Modelle zu reduzieren.
PSA kaufte 2017 Opel und Vauxhall von General Motors und hat seitdem das serienmäßig defizitäre Geschäft wieder profitabel gemacht. Im vergangenen Jahr erzielten die beiden Marken einen Gewinn von 859 Millionen Euro, den ersten seit 1999. Unter der Eigentümerschaft von PSA hat Ellesmere Port fast 900 Arbeiter entlassen und fährt nur noch eine einzige Schicht, um wettbewerbsfähig genug zu werden.