Energiewende Bürger sollen in Stromleitungen investieren

Strommasten: Windstrom muss von Nord nach Süd geleitet werden
Foto: Karl-Josef Hildenbrand/ dpaFrankfurt am Main - Die Idee soll die Deutschen mit dem umstrittenen Stromnetzausbau versöhnen: In Schleswig-Holstein können sich Bürger ab dem Sommer zum ersten Mal mit ihrem eigenen Geld am Bau einer neuen Stromleitung beteiligen. Der Netzbetreiber Tennet will für den Bau einer Leitung, die Windstrom entlang der Nordseeküste nach Süden leiten soll, bis zu 40 Millionen Euro an privatem Kapital einwerben.
Lex Hartman aus der Geschäftsführung des Netzbetreibers sagte, die angebotene Verzinsung werde um die fünf Prozent liegen. Das läge weit über den aktuellen Renditen am Rentenmarkt. Tennet hat das Projekt mit der Landesregierung von Schleswig-Holstein entwickelt. So lobt Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) das Vorhaben, über das man gleich nach der Regierungsübernahme im Sommer gesprochen habe: "Eine finanzielle Beteiligung von Bürgern an Netzen ist eine klasse Idee." Es sei auch ein Beleg dafür, dass "Politik und Tennet zusammen Probleme lösen können".
Konkret geht es um eine 150 Kilometer lange Stromtrasse von Niebüll nach Brunsbüttel. Tennet gehe es aber nicht in erster Linie darum, Kapital einzuwerben, sagte Hartman: "Wir wollen, dass Bürger, die direkt von dem Leitungsprojekt betroffen sind, sich an dieser Investition beteiligen und davon profitieren können." Gewünschter Nebeneffekt: Der Widerstand gegen den Neubau von Stromleitungen würde geringer.
Die Landesregierung drängt bei dem Projekt zur Eile: Statt wie geplant 2020 will Schleswig-Holstein das Planungs- und Genehmigungsverfahren schon bis 2017 abgeschlossen haben, damit über die Leitung bereits 2018 Strom transportiert werden kann. Die Trasse sei "von zentraler Bedeutung auf unserem Weg zum Windland Nummer eins", sagte Albig. Das gelte umso mehr, wenn die Windparks im Meer angeschlossen würden.
Tennet will das von Privatleuten zu zeichnende Kapital auf etwa 15 Prozent der Gesamtinvestition begrenzen. Die Verzinsung soll schrittweise die Marke von etwa fünf Prozent erreichen, spätestens wenn die Leitung gebaut wird. Das Einwerben des Kapitals sollen Banken oder Sparkassen vor Ort übernehmen.