Fluggesellschaft in der Coronakrise Bund will Lufthansa-Beteiligung zum Billigtarif

Eine Einigung auf Staatshilfen zwischen der Lufthansa und der Bundesregierung zieht sich weiter hin. Für Streit sorgt der avisierte Preis für die Aktien des Unternehmens.
Am Flughafen München geparkte Lufthansa-Maschinen: Werden Anteilscheine für 2,56 Euro verscherbelt?

Am Flughafen München geparkte Lufthansa-Maschinen: Werden Anteilscheine für 2,56 Euro verscherbelt?

Foto: imago images/Action Pictures

Eine schnelle Einigung über dringend benötigte Staatshilfen für die Lufthansa ist nach wie vor nicht in Sicht. Hintergrund sind nicht nur Streitigkeiten innerhalb der Koalition, ob und in welcher Höhe die Regierung sich direkt bei der Fluglinie beteiligen soll. Für zusätzlichen Knatsch sorgt nach Informationen des Branchenportals "Aero"  auch die Höhe des von der Bundesregierung avisierten Preises für die Aktien.

Demnach sollen für die neuen, im Rahmen einer Kapitalerhöhung ausgegebenen Anteilscheine nur 2,56 Euro bezahlt werden. Dabei wurde die Lufthansa-Aktie heute zuletzt immerhin noch mit knapp acht Euro bewertet. Durch den Rabatt soll sichergestellt werden, dass der Steuerzahler, anders als etwa bei der einstigen Rettung der Commerzbank, bei einem späteren Verkauf auf jeden Fall finanziell profitiert.

Es gibt allerdings einen gravierenden Haken. Vor der Kapitalaufstockung müsste vermutlich erneut eine außerordentliche Hauptversammlung stattfinden, um das in der Satzung garantierte Bezugsrecht auf neue Papiere für die Altaktionäre auszuschließen. Ob sie einer Ausgabe der Aktien zum Sonderpreis an die Bundesregierung mehrheitlich zustimmen würden, ist allerdings fraglich.

Schutzschirmverfahren als Ausweg?

Der größte und wichtigste von ihnen, Knorr-Bremse-Firmenpatriarch Heinz Hermann Thiele, war erst kürzlich mit rund zehn Prozent bei der Lufthansa eingestiegen, allerdings zu einem Vielfachen des jetzt diskutierten Preises. Verweigern die Anteilseigner ihre Zustimmung, könnte Konzernchef Carsten Spohr am Ende nichts anderes übrig bleiben, als sich doch noch in ein sogenanntes Schutzschirmverfahren zu flüchten, also eine Art Insolvenz light: Das ginge aber nur, so lange noch Geld in der Kasse ist. Alle Anteilsscheine würden wertlos.

Ein Lufthansa-Sprecher wollte sich zu dem Vorgang nicht äußern. Auch eine Sprecherin des von Peter Altmaier geführten Wirtschaftsministeriums wollte sich mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht äußern. Der CDU-Politiker hatte versprochen, die Lufthansa gehöre "zum Tafelsilber unserer Wirtschaft". Millionen Jobs hingen an dem Konzern. Es gelte, einen Ausverkauf zu verhindern.

Die Lufthansa verhandelt mit der Bundesregierung über ein gut neun Milliarden Euro schweres Rettungspaket . Konzernchef Spohr hatte in den vergangenen Tagen mehrmals einen erfolgreichen Abschluss in Kürze angekündigt.

Einer Pflichtmitteilung des Unternehmens zufolge strebt der Bund einen Anteil von bis zu 25 Prozent plus einer Stimme an. Auch werde eine Vertretung im Aufsichtsrat angestrebt. An Auflagen sei der Verzicht auf künftige Dividendenzahlungen vorgesehen. Die Lufthansa teilte mit, die Verhandlung und der politische Willensbildungsprozess dauerten an.

did/mum/gt/vm
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