Weidmann-Nachfolge Joachim Nagel wird neuer Bundesbank-Präsident

Künftiger Bundesbank-Präsident Joachim Nagel, Amtsinhaber Jens Weidmann (2016)
Foto: Arne Dedert / picture alliance / dpaDie Bundesbank benötigt wegen des Rückzugs Jens Weidmanns zum Jahresende dringend einen neuen Präsidenten. Bundeskanzler Olaf Scholz hat nun den 55-jährigen Joachim Nagel für diesen Job vorgeschlagen, wie der SPIEGEL aus Regierungskreisen erfuhr. Zuvor hat bereits das »Handelsblatt« darüber berichtet.
Das Vorschlagsrecht liegt bei Scholz (SPD), die Personalie erfolgt aber im Einvernehmen mit Bundesfinanzminister Christian Lindner. Der promovierte Volkswirt Nagel gilt innerhalb der FDP als »stabilitätsorientierter Sozialdemokrat«.
Der liberale Minister bestätigte inzwischen auf Twitter, dass der Kanzler und er Nagel vorschlagen. »Angesichts von Inflationsrisiken wächst die Bedeutung einer stabilitätsorientierten Geldpolitik«, schrieb Lindner. Nagel sei eine erfahrene Persönlichkeit, die Kontinuität sichere.
International gut vernetzt
Weidmann gibt sein Amt vorzeitig auf, nach eigenen Angaben aus persönlichen Gründen. Die Zusammenarbeit mit den anderen europäischen Notenbankern und der Europäischen Zentralbank (EZB) verlief zuletzt aber auch nicht immer reibungslos. So hat Weidmann stets gemahnt, das Risiko einer zu hohen Inflation nicht zu unterschätzen. Die Geldpolitik solle »nicht zu lange an ihrem derzeit sehr expansiven Kurs festhalten«. Er hatte vergangene Woche zum letzten Mal im EZB-Rat für diese Position geworben.
Nachfolger Nagel war 17 Jahre lang bei der Bundesbank tätig – davon sechs Jahre im Vorstand unter anderem für die Bereiche »Märkte« und »Informationstechnologie«. Er wechselte 2017 zur Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und dann im Jahr 2020 zur Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), einer Art Zentralbank der Zentralbanken mit Sitz in Basel. Dort ist er Deputy Head of Banking. Diese internationale Ausrichtung dürfte ihm auch künftig im EZB-Rat zugutekommen.
Wie laut sich Nagel dort als Gegenpol zur aus Sicht vieler Kritiker allzu expansiven Geldpolitik der EZB positioniert, bleibt abzuwarten. Der Rat hatte vergangene Woche zumindest bereits angekündigt, sich im Frühjahr von ihrem billionenschweren Pandemie-Krisenprogramm verabschieden zu wollen. Damit es nicht zu Marktturbulenzen kommt, will die EZB aber mit dem neu justierten kleineren Ankaufprogramm namens APP einen Übergang schaffen: Die Ankäufe in diesem Programm sollen vorübergehend stark erhöht werden.