Kritik an Caritas Heimbetreiber schwatzte seinen Bewohnern staatliche Energiehilfe ab

Mit der staatlichen Energiepreispauschale sollen inflationsgeplagte Menschen entlastet werden. Ein Heimbetreiber in Thüringen aber bat Hunderte Pflegebedürftige, die Zahlung an seine Einrichtung weiterzuleiten – mit Erfolg.
Caritas-Logo (Symbolbild): Drei Viertel der Bewohner leiteten Geld weiter

Caritas-Logo (Symbolbild): Drei Viertel der Bewohner leiteten Geld weiter

Foto: Martin Schutt / dpa

Unter den zuletzt stark gestiegenen Energiepreisen leiden viele Menschen und Unternehmen. Auch Pflegeheime. Wie sich die Caritas in Thüringen da jedoch helfen wollte, hat für Empörung gesorgt.

Der katholische Heimbetreiber im Bistum Erfurt hatte Hunderte Pflegebedürftige in Einrichtungen der Trägergesellschaft St. Elisabeth gGmbH per Brief darum gebeten, die ihnen ausgezahlten Energiehilfen in Höhe von 300 Euro an ihn weiterzuleiten. Das Schreiben war Anfang Dezember an 650 Pflegebedürftige gegangen, wie die Trägergesellschaft einräumte.

Es habe sich um eine Bitte gehandelt, hieß es von Caritas und Trägergesellschaft. In dem Schreiben seien die Pflegebedürftigen auf die erheblichen Energiekostensteigerungen in den Einrichtungen hingewiesen worden, wie Geschäftsführer Gundekar Fürsich mitteilte. Drei Viertel der Angeschriebenen leiteten das Geld daraufhin an die Gesellschaft weiter oder bekamen es per Lastschrift abgezogen.

Bischof empört

Die Caritas Trägergesellschaft betreibt knapp die Hälfte der 20 katholischen Pflegeheime im Bistum Erfurt. Das Bistum distanzierte sich von dem Vorgang, über den zuvor der MDR berichtet hatte . »Die Aktion der Caritas war nicht mit dem Bistum Erfurt und der Bistumsleitung abgesprochen«, teilte ein Sprecher mit. Bischof Ulrich Neymeyr sei empört. Er erwarte, dass die Maßnahme sofort abgebrochen werde und das bereits gezahlte oder eingezogene Geld an die Betroffenen zurückgehe.

Die SPD-Landtagsabgeordnete Cornelia Klisch bezeichnete das Vorgehen als »absolut inakzeptabel« und sprach von einem »Missbrauch der Unterstützungshilfen, die vom Bund gezahlt werden«. Die Rückzahlung sei bereits veranlasst worden, hieß es von der Caritas.

Zum Zeitpunkt des Schreibens sei noch nicht bekannt gewesen, mit welche Entlastungen angesichts der gestiegenen Energiepreise zu rechnen sei, rechtfertigte Fürsich die Vorgehensweise. Inzwischen bedauere er diese. Die Trägergesellschaft sei »mit diesem Vorhaben, insbesondere die Rechnungslegung und der Einzug per Sepa-Lastschriftmandat, einen falschen Weg gegangen«, heißt es in einer Erklärung des Heimbetreibers. »Aus heutiger Sicht« wäre eine einvernehmliche Regelung mit den Pflegebedürftigen notwendig gewesen.

Wenige Tage nach dem Schreiben hatten Bundestag und Bundesrat die Energiepreisbremse für Privathaushalte und Unternehmen beschlossen. Der Bundestag hatte außerdem ein acht Milliarden Euro umfassendes Energie-Hilfspaket für Pflegeheime und Krankenhäuser beschlossen. Die einmalige Energiepauschale für Rentner in Höhe von 300 Euro war Mitte Dezember gewährt worden.

Zur Caritas gehören im Bistum Erfurt insgesamt 20 Altenpflegeheime, für die es noch andere Trägergesellschaften gibt. Dort habe es keine derartigen Vorgänge gegeben, sagte ein Verbandssprecher. Vom Thüringer Sozialministerium hieß es, landesweit seien keine weiteren Fälle bekannt.

apr/dpa
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