Brief an Menschenrechtsgruppe Ehefrau von Carlos Ghosn prangert Haftbedingungen an

Ihr Mann habe sieben Kilo abgenommen und sitze in einer unbeheizten Zelle: In einem Brief an eine Menschenrechtsgruppe hat sich die Frau von Ex-Nissan-Chef Carlos Ghosn über dessen Situation in der Untersuchungshaft beschwert.
Carlos und Carole Ghosn 2017 bei den Filmfestspielen in Cannes

Carlos und Carole Ghosn 2017 bei den Filmfestspielen in Cannes

Foto: LOIC VENANCE/ AFP

Seit 19. November sitzt der Automanager Carlos Ghosn in Japan in Untersuchungshaft. Nun klagt seine Frau in einem Brief über die Haftbedingungen ihres Mannes. Auf neun Seiten kritisiere Carole Ghosn in einem Schreiben an den Chef der örtlichen Organisation der Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch die "harte Behandlung" ihres Mannes, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

Sie bat demnach um eine Untersuchung. Ihr Mann sitze in einer ungeheizten, sieben Quadratmeter großen Zelle und habe seit seiner Festnahme mehr als sieben Kilogramm an Gewicht verloren. In der Zelle brenne auch nachts das Licht, seine täglich nötigen Medikamente würden Ghosn verweigert. Auch werde Ghosn täglich stundenlang verhört. "Jeden Tag verhören Ermittler ihn stundenlang, setzen ihn unter Druck, machen ihm Vorhaltungen und beschimpfen ihn in Abwesenheit seiner Anwälte, um ihm ein Geständnis abzuringen", heißt es laut Reuters in dem Brief.

"Ich bitte Human Rights Watch, sich dieses Falls anzunehmen", schrieb Carole Ghosn. Die Menschenrechtsorganisation müsse sich zudem dafür einsetzen, dass die japanische Regierung das derzeitige "drakonische System der Untersuchungshaft und Befragung vor der Verhandlung" reformiere.

Der Asien-Direktor der Menschenrechtsgruppe, Brad Adams, erklärte kürzlich in der Onlineausgabe von "The Diplomat", Ghosn sollte keine Vorzugsbehandlung bekommen. "Aber wenn Japan seinem Ruf als eine der fortschrittlichsten Demokratien der Welt gerecht werden will, muss es das Strafjustizsystem modernisieren", fügte er hinzu.

Ein Sprecher des japanischen Außenministeriums teilte mit, Ghosn werde angemessen behandelt und die "grundlegenden Menschenrechte" würden gewährleistet. Ghosn durchlaufe eine "strikt juristische Untersuchung gemäß den entsprechenden japanischen Gesetzen".

Ghosn sitzt seit 19. November in Untersuchungshaft. Er wird beschuldigt, jahrelang sein Einkommen nicht vollständig angegeben zu haben. Ihm droht eine langjährige Gefängnisstrafe. Der Manager ist Architekt der internationalen Autoallianz aus Renault  , Nissan   und Mitsubishi  . Er hatte Nissan einst vor der nahenden Pleite gerettet. Kurz nach seiner Festnahme hatten ihn Nissan und Mitsubishi von seinem Posten gefeuert. Ghosn hatte bei einem Termin vor Gericht seine Unschuld beteuert.

Zuletzt hatte die japanische Staatsanwaltschaft neue Vorwürfe gegen Ghosn erhoben. Dessen Anwälte teilten daraufhin mit, sie hielten es für möglich, dass Ghosn noch für mindestens sechs weitere Monate in Haft bleiben könnte, bis sein Prozess beginnt. Einen Termin gibt es noch nicht.

Immerhin kann Ghosn nach einem Gerichtsentscheid von vergangener Woche nun Besuch von Familienangehörigen erhalten. Sein Hauptanwalt Motonari Otsuru stritt vergangene Woche ab, dass Ghosn gezwungen werde, Dokumente oder gar ein Geständnis auf Japanisch zu unterzeichnen. Seinen Angaben zufolge wurde Ghosn auch in eine größere Zelle verlegt. Sein Mandant habe sich auch nicht über die Haftbedingungen beklagt.

mmq/Reuters
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