Erstmals seit zwei Jahren Chinas Industrie schrumpft

Arbeiter in chinesischer Mikromotorenfabrik
Foto: AFPChinas Industrie ist zum ersten Mal seit mehr als zwei Jahren geschrumpft. Der offizielle Einkaufsmanagerindex (PMI) der zweitgrößten Volkswirtschaft fiel im Dezember von 50 auf 49,4 Punkte, wie das nationale Statistikamt in Peking mitteilte. Es ist das erste Mal seit mehr als zwei Jahren, dass der Wert unter die Marke von 50 Punkten gerutscht ist. Über dieser Schwelle ist von einer Expansion der industriellen Tätigkeiten auszugehen, darunter von einem Rückgang.
Damit hat sich die Stimmung in Chinas Industrie zum Jahresende weiter eingetrübt. Im dritten Quartal war das Wirtschaftswachstum in China bereits auf den niedrigsten Stand seit 2009 gefallen.
Immerhin: Bei den chinesischen Dienstleistungsunternehmen legte der offizielle Einkaufsmanagerindex auf 53,8 Punkte zu und liegt damit weiterhin über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern. Der Dienstleistungssektor steuert inzwischen mehr als die Hälfte zur Wirtschaftsleistung in China bei.
Analysten zweifeln an baldiger Einigung im Handelsstreit
Neben einer allgemein schwächeren Konjunktur sehen Ökonomen den Handelsstreit mit den USA als Belastung für die chinesische Wirtschaft. Beide Staaten haben sich gegenseitig mit hohen Strafzöllen überzogen. Im Januar sind Gespräche geplant, bei denen über eine Lösung des Konflikts verhandelt werden soll.
Zuletzt hatten US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping Optimismus verbreitet, dass es im Handelsstreit einen Kompromiss geben könnte.
Viele Analysten bezweifeln jedoch, dass der Streit rasch beigelegt werden kann. Der Konflikt kostet schon jetzt beide Seiten Milliarden Dollar und schreckt Firmen bei langfristigen Investitionen ab. "Es gibt viele kurzfristige Bestellungen aus dem Ausland, aber nur wenige langfristige", sagte Nie Wen, Volkswirt bei Hwabao Trust mit Blick auf Chinas Industrie. "Die mittel- bis langfristigen Aussichten für den Export sind nicht besonders optimistisch."
Trump hatte den Handelsstreit ausgelöst, weil er das große Handelsdefizit der USA mit China abbauen will. Die USA erheben inzwischen Sonderzölle auf Warenimporte aus China im Wert von 250 Milliarden Dollar. Peking revanchierte sich mit Vergeltungsmaßnahmen.
Der Internationale Währungsfonds hat errechnet, dass der Handelsstreit negative Auswirkungen für das Wirtschaftswachstum in beiden Ländern haben wird - besonders in China. Der Internationale Währungsfonds (IFW) hat seine Wachstumsprognose für die Volksrepublik für 2019 von 6,4 auf zuletzt nur noch 6,2 Prozent reduziert. Auch in den USA wird mit leicht schwächerem Wachstum gerechnet. Zuletzt hatte es Turbulenzen an den Börsen gegeben - unter anderem weil die Notenbank Federal Reserve nach der langen Boomphase erste Konjunkturdellen befürchtet.