Studie Chinesische Investoren kaufen oft große und unprofitable Firmen

Hauptsache groß und günstig: Laut einer Studie unterscheiden sich Firmen, die von chinesischen Investoren übernommen werden, stark von denen, die von anderen gekauft werden.
Kuka wurde Anfang 2017 vom chinesischen Hausgeräte-Hersteller Midea übernommen

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Foto: Julian Stratenschulte/ picture alliance / dpa

Chinesische Investoren kaufen im Ausland größere und höher verschuldete Firmen als andere Investoren. Das ist das Ergebnis einer Studie des Münchner Ifo-Instituts, für die die Wirtschaftsforscher mehr als 70.000 Firmenübernahmen in 92 Ländern seit dem Jahr 2002 ausgewertet haben. Darunter waren 1900 Firmenübernahmen durch chinesische Käufer, 171 davon waren deutsche Unternehmen.

Im Durchschnitt sind die von Chinesen gekauften Firmen demnach siebenmal so groß wie Firmen, die von Investoren aus anderen Ländern gekauft werden. Auch ist die Verschuldungsquote der von Chinesen gekauften Firmen um 6,5 Prozentpunkte höher. Im Gegensatz dazu liegt die durchschnittliche Profitabilität zum Zeitpunkt der Übernahme "nahe null". Meist sind diese Unternehmen billiger und ohne Bieterkämpfe zu haben. Andere Investoren konzentrieren sich dagegen auf kleinere Unternehmen mit positiven Erträgen und niedrigerer Verschuldung.

Die Tatsache, dass chinesische Investoren günstiger einkaufen, spricht der Ifo-Studie zufolge gegen die verbreitete These, dass chinesische Unternehmen mit staatlichen Subventionen andere Investoren systematisch überbieten und aus dem Markt drängen. "Chinesische Investoren legen offenbar mehr Wert auf Größe statt Profitabilität und meiden so den Wettbewerb mit anderen Bietern", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Die Präferenz für höher verschuldete Unternehmen mit niedrigerer Profitabilität könnte laut Fuest auch mit einem längerfristigen Anlagehorizont oder besseren Finanzierungsmöglichkeiten durch staatliche chinesische Banken erklärt werden. "In der Studie wird außerdem sichtbar, dass chinesische Staatsunternehmen die strategische Wirtschaftspolitik der Regierung in die Tat umsetzen, insbesondere die 'Neue Seidenstraße' und 'Made in China 2025'", sagte Fuest.

Die "Neue Seidenstraße" soll in Anlehnung an die historischen Routen zwischen Mittelmeerraum und Ostasien neue Handels- und Verkehrsnetze zwischen den Kontinenten aufbauen. China will damit Absatzmärkte an sich binden. Seit dem Start der Initiative 2013 kaufen vor allem chinesische Staatsunternehmen deutlich häufiger Firmen in den Seidenstraßen-Ländern als zuvor.

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"Made in China 2025" definiert wiederum zehn Schlüsselbranchen, in denen der chinesische Staat bis 2025 weltweit Technologieführer werden will. Dazu gehören Software, Roboter, Flugzeuge, Schiffe, Züge und Autos sowie Energiesysteme, Landwirtschaftstechnik, neue Werkstoffe und Medizintechnik.

hej/dpa-AFX/
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