Prognose Chipmangel kostet Autoindustrie 210 Milliarden Dollar Umsatz

Der Chipmangel trifft die Autoindustrie noch viel stärker als bisher erwartet, und eine Erholung ist nicht in Sicht. Für Verbraucher heißt das: Autos bleiben wohl teuer.
Mercedes-Werk in Bremen: Auf Halbleiter angewiesen

Mercedes-Werk in Bremen: Auf Halbleiter angewiesen

Foto: Carmen Jaspersen/ picture alliance/dpa

Wer auf Besserung gehofft hatte, wird enttäuscht: Der Mangel an Halbleitern trifft die Autobranche wohl noch stärker als bislang erwartet. Insgesamt können 2021 laut einer Prognose 7,7 Millionen Fahrzeuge nicht produziert werden, weil Chips fehlen. Den Automobilhersteller entgehe damit rund 210 Milliarden Dollar Umsatz, teilte das Beratungsunternehmen AlixPartners mit. Das Unternehmen korrigiert damit seine Prognose aus dem Mai – und rechnet nun mit einem nahezu doppelt so hohen Umsatzausfall.

»Die Produktionskapazität im Chipbereich hat sich – entgegen vieler früherer Erwartungen – bislang nicht erholt«, sagte der Geschäftsführer von AlixPartners Deutschland, Marcus Kleinfeld. »Das Vorkrisenniveau ist bei Weitem noch nicht erreicht.« Die Autohersteller können die Umsatzeinbußen teilweise ausgleichen, indem sie die Preise der Fahrzeuge erhöhen oder vermehrt größere und teurere Autos herstellen. Zulieferunternehmen dagegen sind besonders hart von der Krise getroffen.

In der Krise wurden Smartphones statt Autos produziert

Die Coronapandemie gilt als Hauptgrund für den derzeitigen Chipmangel: Zu Beginn der Krise im Frühjahr 2020 brachen die Umsätze im Autogeschäft ein, Hersteller stornierten ihre Bestellungen oder reduzierten Bestellmengen. Viele Chipfirmen stellten daraufhin ihre Produktion auf Unterhaltungselektronik um. Als das Autogeschäft dann wieder anfing, besser zu laufen, fehlten Teile.

Versorgungsengpässe bei Rohstofflieferanten und die geopolitischen Konflikte zwischen China und den USA verschärften die Knappheit noch weiter. Und: Viele Hersteller stellen derzeit ihre Produktion vermehrt auf E-Autos um. Für die braucht man aber noch mehr Halbleiter als für klassische Verbrenner.

Im vergangenen Jahr hatten auch deshalb immer mehr Autohersteller ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Daimler-Vorstandschef Ola Källenius erwartet erst 2023 eine deutliche Entspannung der Lage in der Branche.

jlk/dpa/Reuters

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