Commerzbank-Hauptversammlung Bund kippt Blessings Bonuspläne

Deftiger Dämpfer für Commerzbank-Chef Blessing: Der Bund als größter Anteilseigner hat auf dem Aktionärstreffen die Erhöhung der Bonus-Obergrenze für Top-Banker verhindert.
Commerzbankchef Blessing: Stärkung der Kapitalpuffer hat Vorrang

Commerzbankchef Blessing: Stärkung der Kapitalpuffer hat Vorrang

Foto: RALPH ORLOWSKI/ REUTERS

Ein Plan der Commerzbank zur Verdopplung der Bonus-Obergrenze für Top-Banker ist gescheitert. Das Bundesfinanzministerium bestätigte auf Anfrage, der Bund habe gegen das Vorhaben gestimmt. Aus Sicht des Ministeriums habe "die Bank nicht überzeugend begründet", warum sie von der Regelung für Vorstandsmitglieder abweichen und über diese hinausgehen wolle. Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE war die Commerzbank frühzeitig über die Bedenken des Ministeriums informiert, konnte sie aber offenbar nicht entkräften.

Commerzbank Chef Martin Blessing wollte 210 Führungskräften unterhalb des Vorstands künftig Boni zahlen, die bis zum Doppelten des fixen Gehalts reichen können. Seit 2014 darf der Bonus für Banker jedoch grundsätzlich nur noch so hoch ausfallen wie deren fixe Bezüge. Nur wenn die Aktionäre zustimmen, darf der Bonus maximal das Doppelte des Grundgehalts betragen. Die Deutsche Bank   hatte sich die 2:1-Regelung im vergangenen Jahr von ihren Eigentümern genehmigen lassen, die Commerzbank wollte nun nachziehen.

Der Bund ist seit der Rettung der Commerzbank   in der Finanzkrise 2008/2009 Großaktionär des Instituts. Der 17 Prozent-Anteil des Bundes fällt bei der Abstimmung besonders ins Gewicht, weil bei dem Aktionärstreffen nur knapp 46 Prozent des gesamten Aktienkapitals des Dax -Konzerns vertreten sind.

Boni von bis zu 140 Prozent für den Commerzbank-Vorstand winkten die Aktionäre - einschließlich des Bundes - dagegen durch. Einer entsprechenden Regelung für die Top-Manager hätte der Bund "sicher offener gegenüber gestanden", teilte das Finanzministerium mit.

"Die Commerzbank ist eine politische Bank"

Blessing bedauerte das Veto. Die Anhebung wäre "die ökonomisch richtige Entscheidung" gewesen, sagte er. Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller betonte, das neue Vergütungssystems für Vorstandsmitglieder sei nicht mit einer Gehaltserhöhung verbunden. "Im Vergleich zu anderen Banken sind die Gehälter bei unserer Commerzbank nicht ungerechtfertigt oder überzogen hoch", befand der Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Klaus Nieding. Dennoch hätte er sich beim Thema Boni mehr Fingerspitzengefühl von der Führung der Bank gewünscht: "Die Commerzbank ist keine normale Bank, sondern eine politische Bank."

Die Blockade des Bundes gegen die Ausweitung der Bonus-Grenzen kann als Niederlage für Blessing angesehen werden. Der hatte den Aktionären in seiner Rede am Morgen nach mehreren mageren Jahren Hoffnung auf die erste Gewinnausschüttung seit 2007 gemacht. "Das ist ganz klar unser Anspruch. Ob es am Ende des Jahres reichen wird, müssen wir abwarten." Die Stärkung der Kapitalpuffer habe Vorrang.

Hoffen auf Dividende

Commerzbank-Aktionäre   haben zuletzt für das Geschäftsjahr 2007 eine Dividende erhalten. Seit Blessings Amtsantritt im Mai 2008 fiel die Gewinnausschüttung aus. Zudem mussten die Aktionäre zehn Kapitalerhöhungen schlucken, was ihre Anteile massiv verwässerte. Erst in dieser Woche besorgte sich die deutsche Nummer zwei unter den Banken rund 1,4 Milliarden Euro durch die Ausgabe von Millionen neuer Aktien.

Im Tagesgeschäft machte die Commerzbank zu Jahresbeginn trotz extrem niedriger Zinsen weiter Fortschritte. Der Überschuss stieg von 200 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf 366 Millionen Euro. Allerdings kosteten die neuen Turbulenzen um die österreichische Krisenbank Hypo Alpe Adria 200 Millionen Euro: Die Commerzbank schrieb im ersten Quartal die Hälfte ihres 400-Millionen-Engagements bei der Hypo-Alpe-Abwicklungsanstalt Heta ab.

Die Regierung in Wien hatte Anfang März beschlossen, Heta abzuwickeln und sämtliche Schuldenzahlungen zu stoppen. Damit greifen Bürgschaften des angeschlagenen Bundeslandes Kärnten nicht mehr. Erste Banken reichten Klage gegen das Vorgehen Österreichs ein. Auch die Commerzbank prüft rechtliche Schritte.

mik/dab/dpa
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