Chips gegen Impfstoff Taiwan schlägt Deutschland ungewöhnliches Gegengeschäft vor

Szene an einem Krankenhaus in Taoyuan auf Taiwan: Hilfe bei der »Beschaffung von Impfstoff in einem machbaren Bereich«?
Foto: Daniel Tsang / imago images / ZUMA WireDie deutschen Autokonzerne leiden seit Wochen unter einem Chipmangel. Deshalb hatte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) Taiwan um Unterstützung gebeten, bei dem derzeitigen Chipmangel in der Autobranche zu helfen.
Womöglich erfolgt Hilfe für die deutsche Autoindustrie, in der wegen des Mangels der wichtigen Teile erneut Tausende Beschäftigte in Kurzarbeit gehen müssen, jedoch nur gegen Unterstützung bei der Beschaffung von Corona-Impfstoffen. Die Regierung Taiwans hat Deutschland laut einem Bericht nämlich ihrerseits um Hilfe bei der Versorgung mit dem auch hierzulande raren Gut gebeten.
Taiwans Wirtschaftsministerin Wang Mei-hua sagte laut Nachrichtenagentur Reuters, sie habe die Impfstoff-Bitte bei einem Treffen mit dem deutschen diplomatischen Vertreter in Taipeh übermittelt, der ihr wiederum den Brief mit der Bitte um Hilfe bei dem Chip-Problem überreicht habe. Sie habe dabei erklärt, dass sie hoffe, Deutschland könne Taiwan bei der »Beschaffung von Impfstoff in einem machbaren Bereich« unterstützen. Was genau das heißt, ist unklar. Das Bundeswirtschaftsministerium hat sich bislang nicht dazu geäußert.
»Akt der Gegenseitigkeit«
In einem Brief hatte Altmaier laut Reuters zuvor darum gebeten, die Taiwan Semiconductor Manufacturing Co Ltd (TSMC) zu überzeugen, den Chipmangel zu lindern. Die Firma ist der weltgrößte Auftrags-Chiphersteller und einer der Hauptlieferanten Deutschlands. Weil viele Chip-Hersteller zu Beginn der Coronakrise auf gefragte Unterhaltungselektronik umstellten, fehlen den deutschen Autoproduzenten im zuletzt wieder besser laufenden Autogeschäft nun die Teile. Wang traf sich diese Woche mit Managern aus der Chipbranche, die versprachen, bei der Lösung des Problems zu helfen.
Selbstlos dürfte diese Hilfe vermutlich nicht erfolgen. Laut »Taiwan News « sprach der Chef des Taiwanesischen Wirtschaftsforschungsinstituts TIER, Gordon Sun, gegenüber der Nachrichtenagentur CNA von einer bedeutenden Möglichkeit eines Austauschgeschäfts. Die Chips könnten zu einer Ware gemacht werden, mit denen sich Impfstoffe beschaffen ließen. Er sprach von einem »Akt der Gegenseitigkeit«. Dem Bericht zufolge teilte auch die Seuchenschutzbehörde Taiwans mit, dass sie alle Bemühungen zu mehr Impfstoff begrüße, einschließlich des Handels mit TSMC-Halbleitern.
Taiwan hat fast 20 Millionen Dosen Corona-Impfstoff geordert, darunter zehn Millionen von AstraZeneca, wobei die ersten ab März eintreffen sollen. Taiwan hat in der Pandemie dank frühzeitiger Eindämmung bislang gerade mal 896 Coronafälle registriert, darunter sieben Todesfälle. Die meisten Infektionen wurden aus dem Ausland eingeschleppt, 79 Menschen befinden sich derzeit im Krankenhaus.