Videobotschaft Conti-Chef bereitet Belegschaft auf Kündigungen vor

Schwache Nachfrage und verminderte Produktion als Folge der Corona-Pandemie machen auch dem Autozulieferer Conti das Leben schwer. Vorstandschef Elmar Degenhart will keine Jobgarantien mehr geben.
Conti-Werk in Hannover: Kündigungen sind sehr wahrscheinlich

Conti-Werk in Hannover: Kündigungen sind sehr wahrscheinlich

Foto: imago stock&people/ imago images/teutopress

Der Autozulieferer Continental kommt infolge der massiven Auswirkungen der Coronakrise voraussichtlich nicht um betriebsbedingte Kündigungen herum. Die Lage werde zunehmend kritisch, sagte Vorstandschef Elmar Degenhart in einer internen Videobotschaft: "Wir können aktuell keine Jobgarantien geben. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir über Kündigungen sprechen müssen, ist sehr, sehr hoch", sagte der Manager Informationen der "Wirtschaftswoche" zufolge. Auch weiterhin gelte das Ziel, die Zahl der eventuell nötigen Entlassungen so gering wie möglich zu halten.

Es geht demnach um eine mögliche Verschärfung des Sparkurses und eine Kostenreduzierung um zusätzlich mehrere Hundert Millionen Euro. "Das wird sehr schmerzhaft. Aber wir haben keine andere Wahl", sagte Degenhart.

Das Unternehmen aus Hannover - nach Bosch weltweit zweitgrößter Lieferant der Autobranche - hatte auf einen starken Impuls durch das Konjunkturprogramm der Bundesregierung gehofft. Auch weil moderne Verbrennungsmotoren aus der Förderung ausgeschlossen wurden, zeigte sich der Conti-Chef enttäuscht: "Wir können von politischer Seite keine Hilfe erwarten." Das gelte zumindest für die akute, kurzfristige Krisenbekämpfung.

Continental war wegen des stockenden Automarktes schon vor dem Corona-Ausbruch unter Druck geraten und hatte ein groß angelegtes Umbauprogramm angekündigt. Bis zu 20.000 Stellen sollen bis 2029 davon betroffen sein, 500 Millionen Euro an Bruttokosten sollten bisherigen Plänen zufolge eingespart werden. Es würden "weitere Maßnahmen" geprüft, hieß es.

Im Zuge der Pandemie zeigt sich der Konzern auch bei den Investitionen zurückhaltend. Für das laufende Geschäftsjahr soll mindestens ein Fünftel weniger ausgegeben werden. Im ersten Quartal sank der Gewinn unterm Strich um fast die Hälfte auf 292,3 Millionen Euro, für das zweite Quartal werden rote Zahlen erwartet.

Die gesamte Autoindustrie ringt wegen der Pandemie mit eingebrochenen Verkaufszahlen und Überkapazitäten, auch Zulieferer und Reifenhersteller bekommen das zu spüren. Weltweit mussten bei Continental etwa 60 Prozent der knapp 240.000 Beschäftigten ihre Arbeitszeit verringern. Im wichtigen Markt China zieht das Geschäft aber wieder leicht an.

mik/dpa
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