Corona-Grenzkontrollen und Testpflicht Autoverband warnt vor Stillstand in Werken

Drohen wegen der Corona-Grenzmaßnahmen Produktionsausfälle in deutschen Autowerken? Der Branchenverband warnt vor Problemen bereits am Montag – doch mehrere Konzerne wiegeln ab.
Deutsch-tschechischer Grenzübergang Reitzenhain am Sonntag

Deutsch-tschechischer Grenzübergang Reitzenhain am Sonntag

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Bernd März / imago images/Bernd März

Der Branchenverband VDA befürchtet für die deutsche Autoindustrie erhebliche Lieferprobleme und Produktionsausfälle durch die seit Sonntag geltenden Kontrollen und Corona-Testpflicht an den Grenzen zu Tschechien und Österreich. Mit Daimler und Volkswagen haben zwei Autokonzerne die Warnungen des Verbands jedoch relativiert.

Ein Sprecher des Verbands der Automobilindustrie (VDA) hatte am Sonntag sogar nahegelegt, dass einige Werke bereits am Montag ganz stillstehen könnten. An den Grenzübergängen seien Probleme zu erwarten, dadurch werde die Automobilproduktion ab Montagmittag größtenteils zum Erliegen kommen, teilte der Sprecher mit. »Die Werke in Ingolstadt, Regensburg, Dingolfing, Zwickau und Leipzig sind als erste betroffen«, sagte der Sprecher.

Die deutsche Automobilindustrie werde aus der Tschechischen Republik, der Slowakei, aus Rumänien, Ungarn und Norditalien just in time beliefert, also erst bei tatsächlichem Bedarf und auch genau in der für die Produktion benötigten Menge und Reihenfolge, hieß es schon am Samstag vom VDA . Die Komponenten würden direkt an das Montageband geliefert. »Wenn das Bauteil nicht durchkommt, stehen die Bänder still.« Durch die kurzfristig angekündigten Maßnahmen sei es nicht möglich gewesen, eine entsprechende Bevorratung zu schaffen.

Welchen Herstellern konkret drohen soll, die Fertigung herunterfahren zu müssen, ist unklar. Zwei der großen deutschen Konzerne gaben am Sonntag Entwarnung. Beim Volkswagen-Konzern hieß es, noch gebe es keine Engpässe wegen fehlender Teile aus dem Lkw-Grenzverkehr, auch nicht im VW-Werk Sachsen und im Porsche-Werk Leipzig. Volkswagen Sachsen teilte mit, es würden am Montag keine Einschränkungen erwartet, und zum jetzigen Zeitpunkt seien diese nicht absehbar.

Auch Daimler ließ verlauten, es würden keine Beeinträchtigungen erwartet, von Werksschließungen könne keine Rede sein. In Ingolstadt ist der Hauptsitz und ein Werk der Volkswagen-Tochter Audi, der Münchner BMW-Konzern hat Werke in Dingolfing, Regensburg und Leipzig.

Nach der Ausbreitung neuer Virusvarianten hat Deutschland die Regeln für die Einreise aus EU-Staaten erneut verschärft und Kontrollen an bestimmten Grenzen angeordnet: Seit Sonntag dürfen aus Tschechien und weiten Teilen von Tirol in Österreich nur noch Deutsche, Ausländer mit Wohnsitz und Aufenthaltserlaubnis in Deutschland, landwirtschaftliche Saisonarbeitskräfte und Gesundheitspersonal einreisen. Inzwischen stufte die Bundesregierung auch die Slowakei als Gebiet mit besonders gefährlichen Virusmutationen ein.

Zwar sollen Einreisen für wenige Ausnahmen möglich sein, darunter auch für »Personal im Gütertransport und sonstiges erforderliches Transportpersonal« – also etwa Lkw-Fahrer, die die deutschen Autowerke beliefern. Allerdings müssen dem VDA zufolge auch sie – wie jeder normale Einreisende auch – ein negatives Corona-Test-Ergebnis aus den letzten 48 Stunden bei sich führen. Das müsse ärztlich bestätigt sein und dreisprachig vorliegen. »Wir haben Verständnis für energische Maßnahmen, aber diese neue Testpflicht für Lkw-Fahrer ist so kurzfristig gar nicht umzusetzen«, sagte der VDA-Sprecher.

Der Autoverband fordert daher, bis zum Aufbau ausreichender Testkapazitäten an den Grenzen, mindestens aber für die nächsten vier Tage, auf eine ärztliche Testbestätigung zu verzichten und ersatzweise Selbstschnelltests für Fahrer zuzulassen.

fdi/dpa
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