»Gewisses Maß an kreativer Zerstörung«
Deutsche-Bank-Chef warnt vor Übermaß an Corona-Staatshilfen
Schluss mit dem »Gießkannenprinzip«, mehr »kreative Zerstörung«: Christian Sewing sieht die staatlichen Corona-Hilfen kritisch. Der Chef der Deutschen Bank fordert, Geschäftsmodelle der Empfänger zu prüfen.
Der Chef der Deutschen Bank hat mit deutlichen Worten vor einem Übermaß an staatlichen Hilfen in der Coronakrise gewarnt. »Es kann nicht nach dem Gießkannenprinzip weitergehen. Das schadet unserer Volkswirtschaft«, sagte Christian Sewing beim CDU-Wirtschaftstag. Breit angelegte staatliche Subventionen setzten auf Dauer falsche ökonomische Anreize. Unternehmen müssten sich an die neuen Gegebenheiten anpassen, auch wenn dies mit Schmerzen verbunden sei.
»Wir müssen ein gewisses Maß an kreativer Zerstörung zulassen«, sagte Sewing. In den vergangenen Wochen und Monaten hatten einige Ökonomen bereits vor einer »Zombie-Wirtschaft« gewarnt, unter anderem als die Regeln für einen Insolvenzschutz verlängert wurden.
Die Bundesregierung und führende Politiker der Großen Koalition sehen das allerdings anders. Sie streben Planungssicherheit für Unternehmen während der Pandemie an. So sind etwa Regelungen wie das Kurzarbeitergeld bis Ende 2021 verlängert worden. Das Bundeswirtschaftsministerium erinnert Firmen an abrufbare Gelder, Bayerns Regierungschef Markus Söder sagte, weitere staatliche Hilfen seien nötig, sollte die Gastronomie auch im Dezember geschlossen bleiben. Und Finanzminister Olaf Scholz betont ebenso wie Wirtschaftsminister Peter Altmaier, dass der Staat mit Hilfen noch nachlegen könne, wenn dies gefragt sei.
Deutsche-Bank-Chef Sewing sagte, in dieser Situation seien Banken gefragt, Geschäftsmodelle kritisch zu hinterfragen. Es müsse geprüft werden, was nach der Pandemie noch funktioniere und was nicht. »Nach der Krise wird manches weniger gefragt sein, manches gar nicht mehr, manches viel mehr.« Die aufgelegten Rettungsprogramme seien richtig gewesen, um schnell eine Krise abzufedern. Aber jetzt müsse über langfristige Lösungen gesprochen werden. »Dieses Thema kommt mir noch zu kurz. Das muss öffentlich breiter diskutiert werden.«
Grundsätzlich sei er der Meinung, dass Unternehmen mit einem stabilen Management und einem guten Geschäftsmodell die Coronakrise meistern könnten, sagte Sewing. Solche Firmen würden auch nach wie vor Kredite bekommen. Es sei aber falsch, durch anhaltende staatliche Hilfen althergebrachte Strukturen zu konservieren.