Coronakrise Galeria Karstadt Kaufhof stoppt Mietzahlungen

Der von René Benko übernommene Warenhauskonzern setzt seine Mietverpflichtungen nach SPIEGEL-Informationen aus, will gezahltes Geld gar zurückfordern - und auch nach der Krise nicht begleichen. Zudem wird Kurzarbeit auf alle Mitarbeiter ausgedehnt.
Warenhäuser von Kaufhof und Karstadt in Trier (2010)

Warenhäuser von Kaufhof und Karstadt in Trier (2010)

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Harald Tittel/ picture alliance / dpa

Adidas, H&M und Deichmann preschten vor, nun streicht auch der Kaufhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof seinen Vermietern fällige Mietzahlungen. Es bleibe "keine andere Wahl", schrieb das Unternehmen an diesem Montag an die Immobilienbesitzer, in deren Gebäuden die Läden des Konzerns von Warenhäusern über Reisebüros bis zum neu zugekauften Händler Sportscheck einquartiert sind. Von April bis zunächst Juni werde die Miete nicht mehr gezahlt, kündigte Finanzchef Miguel Müllenbach in den Schreiben an, von denen eines dem SPIEGEL vorliegt. Man behalte sich sogar vor, die schon gezahlte März-Miete und vorausgezahlte Nebenkosten mindestens zur Hälfte zurückzufordern.

Der Warenhauskonzern mit fast 30.000 Mitarbeitern reiht sich damit in die Linie der Großunternehmen ein, die in der Coronakrise die Ultima Ratio anwenden. Allerdings hatte das zuvor von der Bundesregierung verabschiedete Gesetz  zum Schutz säumiger Mieter eine spätere Nachzahlung der Miete vorgesehen. Davon ist bei Galeria Karstadt Kaufhof als Mieter keine Rede.

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Um über die Runden zu kommen, hat der Konzern Staatshilfe beantragt. Denn pro Woche verliere das Unternehmen rund 80 Millionen Euro an Umsatz. Es sei eine Frage der Zeit, wann Galeria Karstadt Kaufhof in die Knie gehe, sagt ein Konzernkenner.

Alles scheint derzeit von der Staatshilfe abzuhängen. Doch die Geschäftsbanken stellten sich bislang quer. Sie müssten zehn Prozent des Risikos für den Staatskredit mittragen, wenn die Bundesregierung den Rest übernehmen soll. Durch die gesamte Handelsbranche zieht sich das Problem, dass die Kreditinstitute ungern Händler absichern, mit Ausnahme von Lebensmittelhändlern.

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Gerade erst hatten Karstadt und Kaufhof versucht, sich durch den im Januar vollzogenen Zusammenschluss einen Weg aus der Krise zu bahnen. Die Geschäftszahlen der Unternehmen lagen zuletzt unter Plan . Noch am Jahresende hatte das Management für die verschmolzene Galeria Karstadt Kaufhof unterm Strich ein Minus von 111 Millionen Euro in diesem Jahr erwartet, im operativen Geschäft mit den Filialen und dem Webshop immerhin einen Gewinn in derselben Höhe.

Galeria-Karstadt-Kaufhof-Eigner René Benko

Galeria-Karstadt-Kaufhof-Eigner René Benko

Foto: HANDOUT / Reuters

Mietstopp trifft auch kleine Vermieter

Doch Eigentümer René Benko musste schon im vergangenen Jahr rund 200 Millionen Euro über seine Signa-Gruppe zuschießen. Und Benko hatte bereits geplant, mehr Geld in den Konzern zu stecken. Nun könnte er darüber hinaus zusätzliches Geld aufwenden müssen, auch um an Staatshilfe zu kommen. Nur das Onlinegeschäft laufe noch etwas, heißt es, doch dieses sei noch längst nicht so weit, dass es reibungslos funktioniere.

Für viele Vermieter wird der Mietenstopp ein echtes Finanzproblem, denn manche davon gehören nicht zu den großen Immobilienbesitzern. So stoppen Karstadt und Kaufhof mit ihrer Ankündigung beispielsweise auch die Mietzahlungen an einen Pensionär, der seine Vorsorge auf einige Immobilien, darunter Ladengeschäfte aufgebaut hat, in denen der Konzern kleinere Unternehmensbereiche wie Reisebüros betreibt. "Andere Unternehmen wollen die Miete wenigstens nachträglich zahlen", klagt dieser. "Karstadt und Kaufhof jedoch nicht. Sie gehen mir jetzt an die Rente."

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