Ifo-Institut zur Corona-Wirtschaft Die Hälfte der deutschen Firmen hat Kurzarbeit eingeführt

Meyer-Werft in Papenburg: Die Kreuzfahrtbranche leidet, ab Mai gibt es daher auch hier Kurzarbeit
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Hunderttausende Betriebe haben in der Coronakrise bereits Kurzarbeit beantragt. Wie stark die Pandemie Deutschlands Wirtschaft bereits infiziert hat, zeigt nun auch eine Umfrage des Ifo-Instituts. Die Hälfte der deutschen Unternehmen greift demnach bereits auf diese Hilfe zurück. Hinzu kommt: Fast ein Fünftel der deutschen Unternehmen plant dem Institut zufolge im Zuge der Viruskrise einen Stellenabbau: 18 Prozent der Firmen wollen Mitarbeiter entlassen oder befristete Verträge nicht verlängern.
"Für viele Unternehmen ist Kurzarbeit ein Mittel der Wahl, um kurzfristige Umsatzausfälle abzufedern und ihre Belegschaft zu halten", sagt der Leiter der Ifo-Befragungen, Klaus Wohlrabe. Die Auswirkungen auf verschiedene Branchen sind dabei unterschiedlich: "Im Handel befinden sich Mitarbeiter derzeit bei 55 Prozent der Unternehmen in Kurzarbeit, in der Industrie 53 Prozent, bei den Dienstleistern 48 Prozent und auf dem Bau nur 37 Prozent".
Die Unternehmen erwarten demnach im Schnitt, dass die Einschränkungen im öffentlichen Leben knapp vier Monate andauern. Wie viele Menschen damit von Kurzarbeit betroffen sein werden, lässt sich zunächst nicht beziffern, die Hans-Böckler-Stiftung ging zuletzt jedoch von rund vier Millionen Arbeitnehmern in Kurzarbeit aus.
Industrie, Dienstleister und Handel betroffen
Betroffen von Schließungen und Produktionsstopps sind laut Ifo-Institut wiederum 15 Prozent der Firmen. Bei den Plänen zum Stellenabbau gibt es zudem Unterschiede: Einen Stellenabbau planten in der Industrie und bei den Dienstleistern jeweils 20 Prozent, im Handel 15 Prozent und nur 2 Prozent auf dem Bau. 84 Prozent der Unternehmen spürten einen Umsatzrückgang, nur 4 Prozent einen Anstieg.
Im Handel befänden sich Mitarbeiter derzeit bei 55 Prozent der Unternehmen in Kurzarbeit, in der Industrie bei 53 Prozent, bei Dienstleistern 48 und auf dem Bau 37 Prozent. Für einen Antrag auf Kurzarbeit müssten zunächst Überstunden und Zeitguthaben abgebaut werden. Diese Maßnahmen hätten 69 Prozent der Firmen veranlasst. Laut der Umfrage wird auch viel stärker auf das Arbeiten daheim gesetzt. 76 Prozent der Unternehmen würden das Homeoffice verstärkt nutzen.
Konsumforscher: "Verunsicherung der Verbraucher riesig"
Die schlechte konjunkturelle Lage drückt auch die Kauflaune der Deutschen. Die Verbraucherstimmung im Land ist dem Marktforschungsinstitut GfK zufolge in der Coronakrise in historischer Weise eingebrochen. Für Mai prognostizieren die Nürnberger Konsumforscher einen Konsumklimaindex von minus 23,4 Punkten. Das ist ein Rückgang um 25,7 Punkte zum für April ohnehin schon erreichten Tief von 2,3 Punkten.
Zur Einordnung: Für den Mai 2019 hatte die GfK einen Konsumklimaindex von 10,2 Punkten ermittelt. Im negativen Bereich war das Barometer bisher überhaupt nur einmal: Nach dem Platzen der sogenannten Dot.com-Blase im Jahr 2003 war der Index auf minus 5 Punkte gefallen.
Die Bereitschaft der Konsumenten, teure Anschaffungen wie etwa Autos oder Möbel zu tätigen, ist laut GfK ebenfalls gesunken. "Die Verunsicherung unter den Konsumenten ist derzeit riesig", sagte GfK-Experte Rolf Bürkl. Viele hätten Einkommenseinbußen erlitten, zudem sei die Angst vor Jobverlust bei vielen Beschäftigten stark gestiegen: "Dies ist ein beträchtliches Konsumhemmnis."