Börse Chinas Aktienmärkte sacken um neun Prozent ab

Erstmals seit den Feiern zum chinesischen Neujahrsfest haben die Börsen in der Volksrepublik wieder geöffnet - mit schlechten Nachrichten. Zudem steigt die Zahl der Coronavirus-Opfer im Land auf 361.
Investoren verfolgen im chinesischen Hangzhou die Börsenentwicklung

Investoren verfolgen im chinesischen Hangzhou die Börsenentwicklung

Foto: STR/ AFP

Sorgen um die Verbreitung des neuartigen Coronavirus haben Chinas Aktienmärkte um rund neun Prozent absacken lassen. Die Börsen öffneten am Montag erstmals wieder nach den - wegen des massenhaften Ausbruchs der Lungenkrankheit verlängerten - Ferien zum chinesischen Neujahrsfest. Zum Handelsauftakt fiel der Shanghai Composite Index um 8,73 Prozent; beim Component Index im südchinesischen Shenzhen waren es 9,13 Prozent.

Chinas Regierung versuchte das Finanzsystem zu stärken und die Auswirkungen der Epidemie abzufedern - unter anderem mit einer ungewöhnlich großen geldpolitische Maßnahme. Die Zentralbank stellte den Geschäftsbanken am Montag 1,2 Billionen Yuan (umgerechnet rund 156 Milliarden Euro) Liquidität zur Verfügung. Die Maßnahme soll die Funktionalität des chinesischen Geldmarkts und Bankensystems sicherstellen.

Das Geld fließt im Rahmen sogenannter Repogeschäfte: Dabei hinterlegen Banken Wertpapiere als Sicherheiten. Laut dem Finanzdienst Bloomberg  ist die Geldspritze die größte seit 2004. Der staatliche Sender CCTV berichtete, die Regierung in Peking wolle zudem von der Epidemie betroffene Firmen unterstützen, die lebensnotwendige Güter produzieren.

Zahl der Todesfälle in China steigt auf 361

In China sind schon jetzt mehr Menschen durch das neuartige Coronavirus ums Leben gekommen als bei der Sars-Pandemie vor 17 Jahren. Die Gesundheitskommission in Peking meldete am Montag den bisher stärksten Anstieg der Infektionen und Todesfälle innerhalb eines Tages. An der Lungenkrankheit starben demnach erneut 57 Menschen. Damit stieg die Gesamtzahl auf 361 Tote - mehr als es 2002/2003 in der Volksrepublik durch das Schwere Akute Atemwegssyndrom (Sars) gegeben hatte. Weltweit waren damals allerdings 774 Menschen gestorben.

Die Zahl der bestätigten Infektionen mit dem Coronavirus in China stieg den Angaben zufolge erneut sprunghaft an: um 2829 auf 17.205 Fälle. Die Behörden sprachen zudem von mehr als 20.000 Verdachtsfällen.

Weltweit sind rund 180 Erkrankungen in zwei Dutzend anderen Ländern bestätigt. Auf den Philippinen starb am Wochenende ein Chinese aus der besonders schwer betroffenen zentralchinesischen Metropole Wuhan - der erste Todesfall außerhalb Chinas.

In Deutschland ist das Virus bei zehn Menschen nachgewiesen. Unter ihnen sind zwei am Samstag mit einer Bundeswehrmaschine aus Wuhan ausgeflogene Deutsche. Den beiden geht es nach Einschätzung der Ärzte gut. "Sie werden gegenwärtig isoliert stationär betreut und sind medizinisch wohlauf", sagte der Ärztliche Direktor des Uniklinikums Frankfurt. Sie waren mit 122 weiteren Deutschen und deren Angehörigen mit einem Bundeswehrflugzeug aus Wuhan nach Frankfurt am Main ausgeflogen worden.

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Mehrere Länder haben inzwischen Einreiseverbote oder -beschränkungen für Menschen aus China verfügt, nach den USA zuletzt auch Neuseeland, Australien und Israel. China hat seinen Staatsbürgern vergangene Woche von Reisen ins Ausland abgeraten und bekämpft die Ausbreitung im Land mit radikalen Maßnahmen. In der Krisenregion in Zentralchina sind 45 Millionen Menschen in mehreren Städten von der Außenwelt abgeschnitten, indem die Verkehrsverbindungen gekappt wurden.

Auch andere Städte in der Volksrepublik haben Überlandverbindungen mit Bussen ausgesetzt sowie Flüge und Züge reduziert. Die Metropole Wenzhou - mehr als 800 Kilometer östlich von Wuhan - hat praktisch eine Ausgangssperre für die neun Millionen Einwohner verhängt. Jede Familie dürfe lediglich ein Mitglied auswählen, das alle zwei Tage zum Einkaufen rausgehen könne, teilte die Stadtregierung mit.

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WHO besorgt über "massive Infodemie"

Die Weltgesundheitsorganisation WHO erklärte am Sonntagabend, der Ausbruch des Erregers 2019-nCoV sei von einer "massiven Infodemie" begleitet worden. Da die Flut an Informationen es vielen Menschen schwer mache, zwischen Mythen und Fakten zu unterscheiden, startete die Organisation eine große Informationskampagne auf Facebook, Twitter und anderen sozialen Medien. Darin beantwortet sie etwa Fragen wie: Kann das Essen von Knoblauch gegen das Coronavirus helfen. Antwort: Dafür gibt es keinen Beleg.

Auch der Rauch von Feuerwerk helfe nicht gegen den Erreger, schreibt die WHO. Die Annahmen von Briefen oder Päckchen aus China sei hingegen ungefährlich. Das Virus überlebe nicht lange auf solchen Objekten. 

aar/dpa/Reuters/AFP
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